Folge 87: Mahlzeit !


Drehbuch: Sy Dukane & Denise Moss

Dieses Transcript liegt nur als Rohversion vor, das heißt, daß sämtliche Gespräche wiedergegeben wurden, aber die Beschreibungen noch fehlen. Es ist einfach zu lange her, seit ich diese Folge das letzte Mal gesehen habe, um sie vollständig aus dem Kopf rekonstruieren zu können. Außerdem hatte ich manchmal Schwierigkeiten, herauszuhören, wem welche Stimme gehört. Ich habe mich also entschlossen, überhaupt keine Beschreibungen (also Regieanweisungen) hinzuzufügen, sondern diese Aufgabe jemanden zu überlassen, der die Folge auf Video hat.

Wenn Sie dieses Transcript gerne vervollständigen und Ihren Namen im Kopfteil sehen möchten, dann sagen Sie mir Bescheid, downloaden sich die Datei und beginnen einfach.



OPENING TITLES
OPENING SEQUENCE
ERZÄHLER: Der März des Jahres 1972 war voller großer Ereignisse; Ereignisse, die Geschichte machten und unser Denken veränderten.

POLITIKER #1: [im TV] Die **** ist aufgeschlossen für eine florierende Wirtschaft.

POLITIKER #2: [im TV] Ich kandidiere für das Amt des Präsidenten.

POLITIKER #3: [im TV] Eine gute Familie ...

ERZÄHLER: Doch inmitten dieser Veränderungen gab es etwas Bleibendes, eine Erfahrung, die uns alle vereinte: Die Mittagspause. Jeden Tag um fünf nach zwölf stürmten Jugendliche in ganz Amerika in ihre Highschool-Cafeteria - wie Lemminge zum Fischstäbchen. Jeder von uns erinnert sich noch an den Anblick, die Geräusche und den Geruch, an diese merkwürdige Kombination aus feuchten Tabletts, warmen Bestecks und bleichen grünen Bohnen. Aber in meiner Schule, wie in vielen anderen, ging es in der Mittagspause weniger um's Essen. Es ging um Dramen, Lust, Macht, Intrigen. Und natürlich, nicht zu vergessen, Erniedrigungen. In gewisser Weise war die Cafeteria eine Bühne - und wir waren die Hauptdarsteller. Es gab Leute, die einfach nie einen Tisch fanden - und Leute, an deren Tisch niemand sitzen wollte, Leute mit natürlicher Ausstrahlung und Leute, die dafür arbeiten mußten.

VIELFRASS: Los gehts ! Paßt auf, Leute: Mit einem Biß !

ERZÄHLER: Was mich anging: Ich war nur ein stinknormaler Typ, der von einem Kerl mit einem Haarnetz etwas Undefinierbares serviert bekam. Dazu gab's Milch in der Tüte und geronnenes Irgendwas nach Art des Hauses. Tja, alles in allem war das Leben in Ordnung.

CHUCK: Das glaub ich einfach nicht ! Ist sie nicht wunderschön ?

ERZÄHLER: Chuck Coleman hatte eine brennende Leidenschaft: Sheila McCaffry. Sie spielte Klarinette !

CHUCK: Mann, ist die scharf !

KEVIN: Ja, ja, ja !

CHUCK: Ich meine, sie ist nicht bloß scharf, sie ist ...

ALLE: ... diaphoretisch !

ERZÄHLER: Dieses Wort benutzte Chuck nun schon seit drei Wochen. Er wird wohl gedacht haben, es bedeute "gut gebaut".

KEVIN: Warum verabredest du dich nicht mit ihr ?

CHUCK: Sag mal, wie stellst du dir das vor ? So einfach ist das nicht ! Sowas geht nur im richtigen Moment. Da braucht man die richtigen Worte, das richtige Hemd ...

ERZÄHLER: Mal ehrlich: Der Junge hatte einfach eine Heidenangst.

KEVIN: Chuck ?

CHUCK: Was ?

KEVIN: Wir sind da.

CHUCK: Oh. Hi Ricky.

RICKY: Hi Jungs.

ERZÄHLER: So war das in der Mittagspause: Man saß immer mit denselben Leuten zusammen weil ... na ja, weil man immer mit denselben Leuten zusammensaß.

RICKY: Ich krieg die Gewürzgurke !

KEVIN: Hä ?

RICKY: Bitte !

PAUL: Hallo Jungs ! Was ist ?

RICKY: Nette Krawatte.

KEVIN: Hat die Mama dich angezogen ?

PAUL: Wirklich witzig ! Ich geh heute zu 'nem Diskussionsforum - und da will ich gut aussehen.

ERZÄHLER: Paul war das Superhirn in unserer Gruppe. Also behandelten wir ihn mit dem Respekt, der ihm zustand.

CHUCK: Nun setz dich schon, bevor dich noch jemand sieht !

PAUL: Darüber lach ich dann nachher !

RICKY: Hey, ißt du deinen Kartoffelbrei noch ?

PAUL: Ricky ! Ich fange gerade an.

ALICE: Ricky, Ricky, hast du den Aufsatz für den Kurs von **** ?

RICKY: Äh ... den Aufsatz ? Was für 'n Aufsatz ?

ALICE: Na den Aufsatz, den wir heute abgeben müssen. Tausend Wörter, "Der Alltag eines Bürgers im alten Rom" - und wenn ich den nicht liefere, werd ich durchfallen ! Ich werd als dusselige Gans dastehen !

RICKY: Muß der echt heute fertig sein ?

ALICE: 14 verschiedene Leute haben's mir gesagt.

RICKY: Aber ... wieso haben wir das nicht gewußt, hä ?

ALICE: Also, ich muß los. Ich muß einen Stift finden.

RICKY: Oh mein Gott !

KEVIN: Ricky ! Jetzt beruhige dich !

RICKY: Meine Güte ! Tausend Wörter ! Was mach ich jetzt nur ? Das, das geht doch nicht !

ERZÄHLER: Es war immer dasselbe. Jeden Tag, irgendwann zwischen Fischstäbchen und Götterspeise, hatte Ricky Halsenbach mindestens eine akademische Krise.

RICKY: Okay. Okay, okay. Das schaff ich schon. [schreibt und liest laut mit] Der Alltag ... eines Bürgers ... im ... alten Rom. ... Von Ricky Halsenbach. [zählt] So, eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn. [schreibt wieder] Ricky ...

ALLE: ... D. Halsenbach.

ERZÄHLER: Na gut, wir saßen vielleicht nicht am Spitzentisch ...

ALLE: Besetzt !

ERZÄHLER: ... aber wir hatten ein gewisses Niveau - mehr oder weniger.

CHUCK: Sieh sie dir an, Kevin ! Sieht sie nicht genauso aus wie Ally McGraff ?

KEVIN: Ich hol mir was zu trinken.

ERZÄHLER: Selbst ich mußte mich gelegentlich von diesen Trotteln erholen. In diesem Fall durch einen Spaziergang zum Getränkeautomaten. In unserer Cafeteria war er ...

JOEY: Hallo Arnold ! Alles senkrecht ?

ERZÄHLER: ... in einer ganz miesen Gegend !

KEVIN: Hi !

ERZÄHLER: Jimmy Donnelly, Joey Spinoza und Neal Pemish. Ihr Schulmotto hieß: Wir kamen, sahen und gingen.

KEVIN: Danke.

JOEY: Arnold, wir wollen die fünfte und sechste Stunde schwänzen.

KEVIN: Schön für euch.

JOEY: Ja. Wir sehen uns "Der Teufel in Miss Jones" an.

KEVIN: Ja natürlich !

NEAL: Äh, kannst du mal erklären, wie du das meinst ?

KEVIN: Der Film ist nicht jugendfrei !

JOEY: Kein Problem ! Mein Cousin macht den Einlaß - wir gehen in die Mittagsvorstellung.

JIMMY: Ja. Wir dachten, du möchtest vielleicht mitgehen.

KEVIN: Wer, ich ?

JOEY: Ja. Wir mögen dich, Junge. Wir finden dich klasse. Wir haben gehört, du sollst so richtig cool sein.

KEVIN: Wißt ihr ...

NEAL: Und einen Wagen hast du auch.

JOEY: Paß auf: Pemishs Vergaser ist wieder mal verreckt und, äh, wir dachten, du wärst jemand, der uns sicher aus der Patsche hilft.

KEVIN: Schön. Bin ich aber nicht.

JOEY: Gut. Wir verstehen das. Du, äh, mußt jetzt wieder zurück zu deinen Eierkopffreunden.

KEVIN: Hey, meine Freunde sind keine Eierköpfe, daß das klar ist !

JOEY: Ach ja ? Sicher ? Das glaubst du doch wohl selber nicht !

KEVIN: Egal. Jedenfalls hab ich keine Lust, okay ?

JOEY: Überleg's dir nochmal ! Mehr wollen wir ja nicht. Laß es dir durch den Kopf gehen !

KEVIN: Natürlich. Das tu ich.

ERZÄHLER: Machen wir uns nichts vor - ich war nicht der Typ, der schwänzte. Ich war eher ein durchschnittliches, alltägliches ...

WAYNE: Danke, Blödsack !

KEVIN: Hey !

ERZÄHLER: ... Opfer.

WAYNE: Das Zeug brauch ich !

KEVIN: Kauf dir selbst was !

WAYNE: Es ist nicht für mich ! Es ist für ... ihn.

ERZÄHLER: Wir nannten ihn "Monster".

Anmerkung: Im Original wird er "Maniac" genannt - und so nenn ich auch in diesem Transcript.

ERZÄHLER: Man kennt diesen Typen. Niemand weiß, woher er kommt, was er gerade denkt, wieviel Angehörige er wohl umgebracht haben mag.

WAYNE: Es geht um 'ne Wette: Wenn ich Monsters richtigen Namen rausfinde, müssen die anderen mir 20 Dollar geben !

KEVIN: Und du denkst, daß eine Dose Cola genügt !?

WAYNE: Nein, nein, nein, nein ! Das ist nur der Eisbrecher.

KEVIN: Du bist ja bescheuert !

WAYNE: Hey, für einen Zwanziger leck ich dir die Farbe von unserer Hausfassade !

ERZÄHLER: Ob man's glaubt oder nicht - ein Jahr später hat er das tatsächlich gemacht - für einen Zehner.

WAYNE: Da wären wir. Hallo. Ähm, du kennst mich noch nicht, ich, äh, ich bin Wayne Arnold. Und du bist ? [keine Reaktion] Ja. [Pause] Hoch die Tassen !

WINNIE: Kevin, warte !

KEVIN: Hallo Winnie !

WINNIE: Hast du kurz Zeit ?

ERZÄHLER: Was für eine Frage ! Für Winnie hätte ich hundert Jahre Zeit gehabt.

KEVIN: Aber sicher !

WINNIE: Na ja, ich mach gerade einen Spendenaufruf an der McKinley. Jetzt brauche ich Freiwillige, die spenden wollen. Aber du weißt, wie die meisten sind.

KEVIN: Ja, ich weiß.

WINNIE: Sie sind vollkommen gleichgültig ! Also dachte ich ...

KEVIN: Winnie ! Winnie. Keine Frage.

WINNIE: Großartig !

ERZÄHLER: Schließlich war sie meine Frau für's Leben - möglicherweise -, die zukünftige Mutter meiner Kinder - möglicherweise. Für sie hätte ich einfach alles getan.

KEVIN: Also, was muß ich denn nun spenden ?

WINNIE: Blut.

KEVIN: Blut ?!

ERZÄHLER: Blut ?!

WINNIE: Kevin, ich wollte dich gar nicht fragen, aber es ist lebenswichtig.

ERZÄHLER: Oh Gott ! Ich war gefangen zwischen Sex und Tod ! Sex, Tod, Sex, Tod - Sex !

KEVIN: Okay, ich tu es.

WINNIE: Oh klasse. Ich seh dich nach dem Mittagessen.

KEVIN: Klasse. Klasse.

ERZÄHLER: Damit war ich wieder im Zoo.

RICKY: Okay: "Ein alter Römer lebte mit seiner römischen Ehefrau in einem römischen Haus und sprach mit anderen alten Römern Römisch." Wie findet ihr's bis dahin ?

PAUL: Ändere nicht ein Wort !

CHUCK: Habt ihr mal auf Sheilas Haut geachtet ? Sie ist nicht wie normale Haut, sie ist wie ... dieses dünne Papier, das wir in unseren Schreibmaschinenkursen benutzen.

PAUL: Sheila, Sheila !! Wieso gehst du nicht hin und redest mit ihr ?

CHUCK: Das kann ich nicht.

PAUL: Warum nicht ?

CHUCK: Weil, äh ... sie gerade ißt !

PAUL: Das ist 'ne Cafeteria, Chuck !

CHUCK: Paul, du kannst doch nicht zu einer Frau hingehen, die gerade ißt ! Das kann nach hinten losgehen ! Nehmen wir mal an, sie lächelt freundlich und hat lauter Thunfischreste zwischen ihren Zähnen ! Das wär doch furchtbar peinlich für sie - davon erholt man sich nicht so schnell !

KEVIN: Sei bloß nicht so ein Eierkopf, Chuck ! Das ist ja gräßlich !

CHUCK: Äh, wie ... Was meinst du damit ?

KEVIN: Wenn du dich gern verabreden willst, verabrede dich !

ERZÄHLER: Aus kleinen Ideen erwachsen manchmal große Entscheidungen.

CHUCK: Du hast recht, Kevin.

ERZÄHLER: Damit begann der lange Marsch, der Beweis von Tapferkeit und Mannhaftigkeit.

PAUL: Was tut er da unten ?

KEVIN: Anscheinend sind die Schnürsenkel offen.

PAUL: Aber er hat doch **** an ! Gut, los geht's. Was macht er mit dem Hemd ?

KEVIN: Er steckt es sich in die Hose.

RICKY: Es ist in der Hose, du Volltrottel !

PAUL: Wem winkt er denn zu ? Gut, jetzt kommt er zur Sache. Er läuft weg !

KEVIN: Was ist bloß mit ihm los ?

PAUL: Er kam doch erstaunlich weit !

KEVIN: Was ist passiert ? Du warst doch schon fast da !

CHUCK: Mein Scheitel war schief !

PAUL: Als ob du sowas hättest !

CHUCK: Gut, ich frage sie nachher !

PAUL: Wenn sie nein sagt, kannst du dir ja den Kerl mit dem Haarnetz angeln !

CHUCK: Halt die Schnauze, Pfeiffer !

PAUL: Du kannst ihn ja zum Schulball mitnehmen !

ERZÄHLER: Aber es schien, als hätte Pauls Sarkasmus den Zorn der Mittagspausengötter heraufbeschworen.

PAUL: Meine weißen Hosen !

ERZÄHLER: Jedenfalls streckten sie ihn mit einem Viertel Pfund Hackfleisch und einer Dose Tomatensoße nieder. [Werbepause] Die Mittagspause war zur Hälfte um. In Paris waren Friedensgespräche im Gange, während in Washington fünf Wahlhelfer in die Zentrale der Demokraten im Watergate-Building einbrachen. Aber wir in der McKinley Highschool hatten wichtigere Sorgen.

PAUL: Irgendwie wird es nicht besser !

KEVIN: Paul, sei ganz locker !

PAUL: Locker ?! Wie soll ich denn mit Tomatensoße auf der Hose zum Diskussionsforum gehen !?

KEVIN: Paul, es sieht gar nicht schlimm ... Vielleicht merkt es keiner.

WAYNE: Also jedesmal, wenn ich dich sehe, sitzt du allein rum. Ich wette, du hättest gern ein paar Freunde. Hey, ich hab eine irre Idee: Ähm, nehmen wir mal an, ich wüßte deinen Namen, dann könnte ich dich anderen Leuten vorstellen, euch bekanntmachen. Schön. Hast du Hobbies ?

RICKY: Hey Jungs, wie schreibt man Orgy ?

KEVIN: Es heißt Orgie, Ricky ! O-R-G-I-E - verstanden ?

CHUCK: Ich hätte sie doch fragen sollen ! Ich bin rückgratlos, jawohl ! Wenn sie mich aufschneiden, würden sie kein Rückgrat finden ! Ich hab's versaut ! Ich hab's total versaut !

KEVIN: Hör doch auf ! Das wird schon werden !

CHUCK: Oh nein. Oh nein ! Oh nein - da kommt sie ! Ich muß mit ihr reden ! Ich muß mit ihr reden ! Ich kann's nicht. Ich bring das einfach nicht. Ich kann das nicht tun. Andererseits muß ich - ich kann's nicht - ich kann's nicht - ich muß - ich muß - ich kann's nicht. Ich kann's nicht, ich kann's nicht, ich kann's nicht, ich kann's nicht ... Stehenbleiben ! Bitte. Hi ! Ich bin Chuck.

SHEILA: Hi.

CHUCK: Ich hab mir gerade überlegt, ähm, ob wir vielleicht irgendwann mal ... ausgehen, wir beide.

ERZÄHLER: Erstaunlich ! Nach drei Monaten hatte Chuck es endlich getan !

SHEILA: Ach Chuck ... das wär nett.

ERZÄHLER: Und ins Schwarze getroffen !

CHUCK: Großartig !

ERZÄHLER: Und dann geschah es:

CHUCK: Wie wär's Freitag ?

SHEILA: Mmh, Freitag ? Diesen Freitag hab ich Klarinettenunterricht.

CHUCK: Dann Samstag. Wir könnten Schlittschuh laufen.

SHEILA: Geht nicht. Da kriegen wir Besuch von auswärts.

ERZÄHLER: Es war grauenvoll. Direkt vor unseren Augen zuckte der Junge seinem totalen Untergang entgegen.

CHUCK: Äh, wie wär's mit nächstem Wochenende ?

SHEILA: Oh, nächstes Wochenende werd ich lernen müssen - leider.

CHUCK: Und das Wochenende danach ?

SHEILA: Äh, da muß ich mit dem Orchester auftreten.

CHUCK: Ähm, vielleicht sollten wir's nochmal versuchen, wenn, ähm, du mehr Zeit hast.

SHEILA: [erleichtert] Ja. Das war echt 'ne nette Unterhaltung.

CHUCK: Ja.

ERZÄHLER: In diesem Moment suchten wir alle tief im Herzen nach den richtigen Worten, nach etwas Liebevollem, etwas Sensiblem ...

PAUL: Kevin, du mußt mich zum Klo bringen !

KEVIN: Was ?!

PAUL: Ich kann nicht zulassen, daß mich einer so sieht !

KEVIN: Paul !

PAUL: Geh, geh nur einfach vor mir.

KEVIN: Du kannst wieder ohne mich laufen !

PAUL: Ist auch niemand hier drin ?

KEVIN: Paul ...

ERZÄHLER: Ich hatte ihn unauffällig hergebracht - was er jetzt machte, war seine Sache.

PAUL: Kev, er hat sich ausgebreitet !

KEVIN: Mach dich doch nicht verrückt ! Der geht doch raus. Glaub mir, das sieht kein Mensch !

NEAL: Hey, das ist echt 'n netter Fleck !

PAUL: Das ist Tomatensoße !

JOEY: Natürlich ! Also Arnold, was wird denn nun ?

KEVIN: Womit ?

JOEY: Mit dem Kino ! Du weißt schon, "Der Teufel in Miss Jones".

KEVIN: Oh. Ehrlich gesagt glaub ich kaum, daß ich hingehe.

JOEY: Ich sag dir, was dein Problem ist, Arnold: Du denkst zuviel, weißt du das ? Dann verpaßt du eben den Unterricht ! Na wenn schon !

ERZÄHLER: Auf dieses logische Argument konnte man nur eins entgegnen:

PAUL: Kevin ! Du kannst nicht die Schule schwänzen ! Da kannst du 'ne Menge Schwierigkeiten bekommen ! Was ist, wenn du von der Schule fliegst oder wenn das bekannt wird ? Was ist mit deinen Eltern ? Denk mal dran, wie's deiner Mutter geht, wenn sie rauskriegt, daß du schmutzige Filme siehst !

ERZÄHLER: Als ich so dastand und mir anhörte, wie ein Kerl mit Tomatensoße auf der Hose die zehn Gebote der Eierköpfe predigte, stand meine Entscheidung fest.

KEVIN: Viel Glück heut nachmittag, Paul ! Gehen wir, Jungs !

ERZÄHLER: Schließlich tat ich das nicht nur für mich - ich tat es für das Ansehen unseres ganzen Mittagstisches. Na schön, ich tat es für mich. Trotzdem - als wir diesen Flur entlang marschierte, spürte ich ein aufregendes Kribbeln. Ich bewegte mich außerhalb der Legalität, und zwar mit Jungs, die sich da auskannten. Es war berauschend. Es war gefährlich.

DR. VALENTI: Augenblick ! Wo soll's denn hin gehen ?

ERZÄHLER: Es war blöd.

DR. VALENTI: Wohin so schnell ?

JOEY: Meinen Sie uns ?

DR. VALENTI: Ja, genau.

JOEY: Wissen Sie, wir ...

ERZÄHLER: Es war klar, daß jemand die Sache auf seine Kappe nehmen mußte.

JOEY: Wir sind bloß ihm gefolgt.

NEAL: Ja.

JIMMY: Wo wolltest du mit uns hin, Kevin ?

KEVIN: Äh ...

ERZÄHLER: In dem Moment sah ich meine gesamte akademische Zukunft den Bach hinunter gehen. Ich sah meine Mutter, wie sie die Hände vor ihr Gesicht schlug, ich sah meinen Vater, wie er seine Hände vor mein Gesicht schlug.

KEVIN: Wir waren gerade unterwegs zu ...

WINNIE: Kevin ?

KEVIN: Winnie !

WINNIE: Kevin ? Erzähl, spendest du jetzt Blut ?

JIMMY: Blut ?!

JOEY: Blut ?!

KEVIN: Blut !

ERZÄHLER: An diesem Nachmittag sahen wir zwar nicht "Der Teufel in Miss Jones", aber dafür kriegten wir Saft und Kekse umsonst.

KRANKENSCHWESTER: Geht es uns wieder besser, Mr. Donnelly ?

ERZÄHLER: Es war zehn Minuten vor eins. Der letzte Akt des Mittagspausendramas hatte begonnen.

WAYNE: Also gut, ich bin jetzt ganz offen: Ich hab mit Freunden um 20 Dollar gewettet, daß ich deinen Namen rausfinde. Ich geb dir sofort zehn Dollar, aber verrate mir, wie dein Name ist ! Bitte ! [lange Pause]

MANIAC: Florence.

WAYNE: Wie bitte ?

MANIAC: Mein Name ist Florence.

WAYNE: Florence. Also, herzlichen Dank ! Das vergeß ich dir nie, Florence !

MANIAC: Noch eins: Wenn du das irgendeinem sagst, dann bring ich dich um !

ERZÄHLER: Dennoch war auch in diesen letzten Sekunden noch Zeit für einen Augenblick jugendlichen Mitleids.

KEVIN: Hey Chuck, alles klar ?

CHUCK: Na ja, es geht.

KEVIN: Weißt du, mal ehrlich, so scharf fand ich sie auch wieder nicht.

CHUCK: Ja ? Ich auch nicht.

RICKY: So, das war's ! Ich bin fertig !

KEVIN: Tausend Wörter ?

RICKY: Ja. Und ich finde es ziemlich gut. Ich glaub, dafür könnt ich glatt 'ne 3 kriegen.

ALICE: Ricky, Ricky, hast du deinen Aufsatz schon fertig ?

RICKY: Ja, gerade in der Sekunde.

ALICE: Ehrlich ? Das ist nicht fair ! Ich kann nichts abliefern, nur ein leeres Blatt !

RICKY: Tut mir leid, Alice.

ALICE: Meine Eltern erschlagen mich, wenn ich 'ne 6 nach Hause bringe ! Dann komm ich ja nicht auf die Modezeichner-Schule !

ERZÄHLER: Es gab immer Augenblicke, in denen sich Leute als Helden beweisen konnten, Helden so edel und tugendhaft wie römische Götter - oder so einfach wie ...

RICKY: Hier, Alice. Nimm meinen ! Ich will auf keine Modezeichner-Schule.

ERZÄHLER: ... Ricky Halsenbach.

ALICE: Das tust du für mich ?

RICKY: Ich möchte es gern tun.

ERZÄHLER: Tja, so war das in der Mittagspause, wo Romanzen erblühten und verwelkten und immer wiederkehrten - so wie der übriggebliebene Thunfischauflauf von letzter Woche -, ...

ALICE: Was ist eine Orgie ?

ERZÄHLER: ... wo die sehnsüchtigsten Träume und der brennende Ehrgeiz junger Erwachsener noch ungetrübt war ...

VIELFRASS: Hey, morgen, Leute, morgen esse ich 18 Chili-Hotdogs. Ja ! Und dann werde ich ohne Zähneputzen ins Bett gehen !

ERZÄHLER: ... und wo allein die Suche nach dem Wissen Erfüllung genug war. Gut, vielleicht waren nicht alle Dramen, die sich in der Mittagspause abspielten, echte Dramen.

CHUCK: Ist dir schon mal aufgefallen, wie scharf Sarah Brockman in Shorts aussieht ? Ich meine, sie ist nicht nur scharf - sie ist ... diaphoretisch !

ERZÄHLER: Trotzdem, damals kam es uns so vor.

CLOSING TITLES


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09/10/01 19:50