Folge 74: Ohne Auto läuft nichts
Drehbuch: Mark B. Perry



OPENING TITLES
OPENING SEQUENCE
Szenen aus dem Film "Rebel without a Cause" werden gezeigt. In diesen Szenen geht es um ein Rennen, das zwischen zwei Jugendlichen ausgetragen wird. Jeder sitzt in seinem Auto und wartet auf das Startzeichen, das von einer Jugendlichen mittels Handzeichen gegeben wird. Auf ihr Zeichen hin rasen bei los und an dem Mädchen vorbei, einem Hindernis entgegen. Wer zuerst aussteigt, hat verloren. Dummerweise ist einer der beiden Fahrer in seinem Auto irgendwie eingeklemmt, so daß er nicht aussteigen kann - und gewinnt.

ERZÄHLER: Die Jugend ist irgendwie eine ausgeflippte Zeit, eine Zeit voller Hoffnung und Verwirrung. Man muß herausfinden, wer man ist, koste es, was es wolle. Aber wenn es eins gibt, was jeder Teenager weiß, dann das: Einfach ausgedrückt, wenn man ein Star sein will, braucht man einen Wagen.

[Der Gewinner kann nicht aus seinem Auto raus und kann auch nicht bremsen. Mit einem Schrei stürzen er mit seinem Auto in einen Fluß.]

OPENING TITLES
ERZÄHLER: Autos - der Wunschtraum eines jeden heißblütigen, amerikanischen Jugendlichen. Autos standen für Freiheit, Status, Reife. Wenn man alt genug war, Auto zu fahren, war man der Hecht im Karpfenteich. Wenn nicht ...

INT. NACHMITTAG. SCHULBUS
KEVIN zwängt sich mit RANDY Mitchell und einem zweiten FREUND durch den schmalen Mittelgang des vollbesetzten Schulbusses und versucht, zu einer der letzten Reihen vorzudringen. Zuerst einmal steht im allerdings ein Junge mit einem Gitarrenkasten im Weg.

ERZÄHLER: ... war man die Sardine in der Büchse - um bei dem Bild zu bleiben.

KEVIN: [sauer] Entschuldige bitte ! Nimmst du mal dein Instrument weg ?

ERZÄHLER: Ohne fahrbaren Untersatz war das Leben eine einzige Demütigung

RANDY: Dieser Bus riecht nach Mittagessen !

KEVIN: Ja, wem sagst du das ?

[KEVIN's FREUND kommt an zwei Mädchen vorbei, die auf einer Bank sitzen.]

FREUND: Oh ! Hier könnt' ich's ein Stündchen aushalten.

[Die Mädchen sehen ihn angeekelt an. Er geht weiter.]

ERZÄHLER: Eine Erniedrigung nach der anderen.

RICKY: Mach schon, geh weiter ! Echt, du bist unmöglich.

ERZÄHLER: Angesichts dieser ständigen Peinlichkeiten läßt man nichts aus, um sein Ansehen etwas zu heben.

[KEVIN hat sich einen Platz in der vorletzten Reihe gesucht. Sein FREUND und RANDY setzen sich auf die andere vorletzte Bank.]

KEVIN: Was macht ihr dieses Wochenende ?

FREUND: Was machst du ?

KEVIN: Ich geh zu 'ner Verabredung.

FREUND: Nicht schlecht, Kevin !

ERZÄHLER: Der Trick war, dafür zu sorgen, daß die Freunde neidig blieben.

RANDY: Und, äh, wie kommst du da hin ?

KEVIN: Meine Mom fährt uns hin.

RANDY: [lacht] Wow, das wird ja 'ne wilde Sache ! Sag deiner Mom, sie soll nur nicht in den Rückspiegel sehen ! [alle außer KEVIN lachen]

ERZÄHLER: Eins stand fest: Wir wußten alle, worauf das hinauslief. Um an der Highschool ein wirklich freier und unabhängiger Mann zu sein, brauchte man ... ein Auto.

INT. NACHMITTAG. KEVINS ZIMMER
RANDY und der FREUND liegen auf KEVINs Bett und sehen zu, wie KEVIN, der mit einigen Blättern in der Hand umherläuft, RICKY, der auf dem Boden sitzt und Popcorn mampft, Fragen über die Straßenverkehrsregeln stellt.

KEVIN: Okay. Du kommst an einen unbeschilderten Kreuzungsbereich.

ERZÄHLER: Wir hatten aber nur Ricky Halsenbach, der erste Junge in unserer Klasse, der bald 16 wurde.

RICKY: Ich komme an einen Kreuzungsbereich. Kapiert.

KEVIN: Alle Autos kommen zum selben Zeitpunkt an.

RICKY: Selben Zeitpunkt. Kapiert.

KEVIN: [langsam] Gut. Welches Auto hat nun die Vorfahrt ?

[Die fünfzehnsekündige Rätselmelodie aus "Jeopardy" beginnt, während RICKY über die Antwort nachgrübelt und sich ab und zu etwas Popcorn in den Mund schiebt.]

RICKY: Keine Ahnung.

KEVIN: [enttäuscht] Das Auto, das von rechts kommt.

RANDY: Oh Mann !

ERZÄHLER: Durch eine Laune des Schicksals und die Tatsache, daß er die dritte Klasse zweimal wiederholen mußte, lag unsere Fahrkarte zur Lässigkeit in seinen ungeschickten Händen.

FREUND: Wir wissen, daß du es schaffst, Ricky.

[RANDY kann sich gerade so ein Lachen verkneifen.]

RICKY: [ehrlich] Nein, ich schaff's nicht. Dazu geht mir zuviel durch den Kopf, wißt ihr ?

RANDY: [sarkastisch] Interessante Theorie.

KEVIN: Paß auf: Ricky, wenn du deinen Führerschein hast, müssen wir keinen mehr bitten, uns mitzunehmen. Wir fahren allein !

FREUND: Wir währen die Coolsten der ganzen zehnten Klasse !

RANDY: Ja ! Dann könnten wir uns vor lauter Bräuten kaum retten !

RICKY: [überlegt kurz] Stell mir noch 'ne Frage !

KEVIN: Okay: Du fährst 50 Kilometer in der Stunde. Wieviele Autolängen sind als Mindestabstand zum vorausfahrenden bei diesem Tempo nötig ?

RICKY: Oh ... äh ... 'ne gute Frage.

[Das "Jeopardy"-Piepen, das eine falsche Antwort bestraft, ertönt.]

ERZÄHLER: Das war beinahe mehr, als man ertragen konnte.

EXT. TAG. PRÜFUNGSGELÄNDE
RICKY sitzt auf dem Fahrersitz, neben ihm sitzt eine PRÜFERIN, die fleißig Notizen macht, als RICKY mal wieder einige Gummikegel, die den zu fahrenden Weg markieren, niederwalzt. KEVIN, sein FREUND und RANDY stehen hinter einer Glastür und beobachten, teils entsetzt, teils niedergeschlagen, RICKYs Fahrversuche.

ERZÄHLER: Wir saßen auf dem Sprung, um in die himmlischen Sphären der Erwachsenenwelt emporzusteigen ...

[RICKY erwischt wieder einige Kegel.]

RICKY: [leise, zur PRÜFERIN] 'schuldigung !

ERZÄHLER: ... und er konnte nicht mal richtig ausparken !

RICKY: Oh. Oh, Entschuldigung.

RANDY: Ist es wirklich so schlimm, wie es aussieht ?

FREUND: Na ja - er hat jedes einzelne von diesen armen Hütchen umgenietet.

KEVIN: Aber er hat noch 'ne Chance. Nach meiner Zählung waren's nur 91.

[Die anderen sehen ihn kurz an, nicht sicher, ob sie auf ihn oder auf RICKY sauer sein sollen.]

RICKY: Entschuldigung !

PRÜFERIN: In Ordnung, Mr. Halsenbach.

RICKY: Ach, äh, nennen Sie mich Ricky !

PRÜFERIN: Zeigen Sie mir eine Dreipunktwendung und das war's dann.

ERZÄHLER: Soviel stand fest: Wenn uns unser Wagen ins Paradies bringen sollte, hatten wir das falsche Pferd davorgespannt.

RICKY: Oh. Oh, Entschuldigung.

RANDY: Oh Mann, ist das peinlich !

FREUND: Das ist völlig unfaßbar.

ERZÄHLER: Da standen wir nun. Wir wußten, daß unsere Mission gescheitert war, aber wir klammerten uns krampfhaft an die Hoffnung auf ein Wunder.

[RICKY hat seine Version der Dreipunktwendung beendet und das Auto zum Stillstand gebracht. Er und die PRÜFERIN steigen aus. Sie gibt ihm ein Blatt Papier.]

PRÜFERIN: So, bitte schön, Mr. Halsenbach. [geht]

ERZÄHLER: Und dann ... geschah das Wunder.

[RICKY liest kurz, was auf dem Blatt steht, und hält es dann, etwas ungläubig, aber glücklich, hoch, so daß die anderen Jungen es sehen können. Obwohl sie es aus dieser Entfernung nicht lesen können, wissen sie, was es bedeutet - und brechen in Jubel aus.]

ERZÄHLER: Vielleicht war es Glück, vielleicht war es ein Irrtum - jedenfalls erlaubte der Staat Ricky Halsenbach, mit einer zwei Tonnen schweren tödlichen Waffe die Straßen unsicher zu machen. Und wir waren dabei.

INT. TAG. SCHULBUS
KEVIN, RICKY, RANDY und der FREUND sitzen wieder auf denselben Plätzen.

RICKY: Und habt ihr meine Dreipunktwendung gesehen ?

FREUND: Ja. Die war einfach unvergeßlich ! [alle lachen]

ERZÄHLER: Gut, vielleicht waren wir immernoch Sardinen, aber immerhin wußten wir, daß wir bald aus unserer Konservendose ausbrechen würden.

FREUND: Ist das nicht irre - wir gehen auf Tortenjagd !

KEVIN: Wir können hinfahren, wo wir wollen.

RANDY: Ja. Und uns werden alle sehen !

FREUND: Ganz besonders die Torten.

ERZÄHLER: Wir waren soweit. Vor uns leuchtete die Dämmerung einer neuen Ära.

EXT. TAG. AUTO
In dieser herrlich unrealistisch gestalteten Szene sitzen alle vier in einem Cabrio und offenem Verdeck. Hinter ihnen werden verschiedene Orte eingeblendet. Der erste dieser Orte ist - das Meer. Zur Zeit rollt eine einige Meter hohe Welle auf das Auto zu, aber die vier Jungen jubeln weiter.

ERZÄHLER: Eine Ära der Freiheit

[Nächstes Hintergrundbild: Las Vegas bei Nacht, mit unendlich vielen blinkenden Leuchtreklamen.]

ERZÄHLER: Eine Ära des Abenteuers.

[Die dritte Szene: Im Hintergrund sieht man den untersten Teil des Eiffelturms, und die Jungen haben Gesellschaft von einigen gutaussehenden Mädchen bekommen.]

ERZÄHLER: Eine Ära des Vergnügens !

RICKY: Meine Mom sagt, diesen Freitag kann ich das Auto kriegen.

INT. TAG. SCHULBUS
KEVIN wird jäh aus seinen Träumen gerissen. Das Quietschen von Bremsen ist zu hören, dann das Splittern von Blech und Metall.

ERZÄHLER: [enttäuscht] Eine Ära ... des schlechten Timings.

KEVIN: [enttäuscht] Was ? Freitag ? Diesen Freitag ?

FREUND: Wieso ?

KEVIN: Da war ich schon verabredet !

FREUND: Junge ! Verabreden kannst du dich jeden Freitag !

KEVIN: Schön, aber was mach ich nun mit Cindy ?

RANDY: Ist doch ganz leicht: abschieben.

KEVIN: Nein, das geht doch nicht !

RANDY: Kevin, endlich ist es soweit. Unser Traum wird wahr. Stell dir vor: Wir, die Jungs, in einem Auto ! Sieh's doch ein - das ist cool !

RICKY: Ja !

ERZÄHLER: Na ja. Angesichts einer Logik von diesem Kaliber konnte ich eigentlich nur noch eins tun:

INT. TAG. BIOLOGIERAUM
KEVIN sitzt neben CINDY im Biologieraum.

CINDY: Deine Großmutter !?

ERZÄHLER: Lügen.

KEVIN: Äh, ja. Ach, ich bin so ein Idiot. Ich hab ganz vergessen, daß sie uns besuchen will.

CINDY: Oh. Na, was soll's.

KEVIN: Sie ist krank, mußt du wissen. Sie, sie hat solchen Ärger mit der ... Leber !

CINDY: [mitfühlend] Oh !

KEVIN: Und in letzter Zeit macht ihr ihre, nun ja, ihre Leber wirklich sehr zu schaffen.

ERZÄHLER: Vielleicht lag es daran, daß ich nervös war, oder daran, daß ich gerade einen Frosch sezierte, aber das Wort "Leber" tauchte reichlich oft auf.

KEVIN: Jedenfalls möchte meine Mutter, daß wir Freitag zu Hause bleiben bei meiner Großmutter ... und ihrer ... Leber.

CINDY: Vielleicht finden wir einen Ersatztermin ?

KEVIN: Natürlich ! Das wäre klasse !

CINDY: [atmet auf] Klasse !

ERZÄHLER: Na bitte. Kunstvoll gemacht. Nun stand wirklich nichts mehr zwischen mir, den Jungs und der Straße der Träume.

INT. ABEND. WOHNZIMMER
MOM und DAD stehen im Wohnzimmer, als KEVIN, in Straßenschuhen und Jacke, hereinkommt.

DAD: Wo willst du hin ?

ERZÄHLER: Nichts außer dem großen Frage-und-Antwort-Spiel.

KEVIN: Das wissen wir noch nicht, Dad.

MOM: Und wer fährt euch, Schatz ?

KEVIN: Niemand ! Na ja ... Ricky Halsenbach.

DAD: [langgezogen] Oh, ja ! Den kenn ich.

KEVIN: [unwohl] Richtig. Du kennst Ricky.

DAD: Das ist der, der so bescheuert aussieht. Er ist ein Idiot.

MOM: Jack !

KEVIN: Komm schon, Dad. Er ist wirklich ein guter Fahrer.

DAD: Also, das kann ich mir nicht vorstellen.

[DAD steht genau vor dem Fenster, so daß KEVIN mit ansehen muß, wie RICKYs Wagen zuerst auf den Rasen im Vorgarten fährt, dann zurücksetzt und auf der Straße stehenbleibt.]

KEVIN: Er ist bei der Prüfung toll gefahren. Ehrlich ! Du solltest mal sehen, wie er einparkt !

MOM: Jack, wir müssen los. Schatz, um elf Uhr bist du aber wieder da ! Denk dran, mmh ?

KEVIN: Natürlich ! Schönen Abend noch ! [rennt raus]

EXT. ABEND. AUTO
KEVIN steigt ein und setzt sich auf den Beifahrersitz. RICKY sitzt am Steuer, RANDY und der FREUND sitzen auf dem Rücksitz.

RICKY: Na bist du ja endlich. Los, steig ein !

ERZÄHLER: Damit war das letzte Hindernis beiseite geräumt. Es war Zeit, in unserem eigenen Auto die Straßen unsicher zu machen.

KEVIN: Es kann losgehen.

ERZÄHLER: Gut, das Auto gehörte vielleicht Rickys Mutter, aber die Nacht gehörte uns. Es war einfach alles möglich.

[Etwas später. Das Auto fährt immer langsamer, und irgendetwas klappert laut.]

KEVIN: Was stinkt denn hier so komisch ?

ERZÄHLER: Sobald Ricky die Handbremse gelöst haben würde ...

RICKY: Also - wo fahren wir nun hin ?

KEVIN: Wie meinst du das, "wo fahren wir hin" ?

FREUND: Eben ! Ist das wichtig ?

RICKY: Also, irgendwo müssen wir doch hinfahren.

RANDY: Warum ?

RICKY: Hey, sehen wir uns einen Film an !

RANDY: Komm schon ! Das ist ja nun absolut uncool.

RICKY: Ach echt ?

KEVIN: Natürlich. Da sieht uns doch niemand.

FREUND: Sieh mal, Ricky: Es kommt doch beim Rumfahren nur auf eins an - darauf, daß man rumfährt.

RICKY: Ja natürlich. Hey, aber habt ihr schon **** gesehen ? Da tun Ratten Sachen, das glaubt man nicht ! Wie kriegen die das nur hin ?

[RANDY und der FREUND schlagen sich nur die Hände die Köpfe.]

ERZÄHLER: Das war unsere erste Krise. Wir strampelten auf der Stelle. So wie kleine Adlerkücken, die gerade aus ihrem Horst gesprungen waren. Was wir brauchten, war ein Zeichen, eine Inspiration, eine Anleitung.

[Neben dem Auto hält ein zweites, in dem vier größere Jugendliche sitzen.]

FREUND: [nach draußen] Scharfe Karre !

JUGENDLICHE: Hey !

KEVIN: Hey !

ERZÄHLER: Und wir bekamen ...

JUGENDLICHE: [rufen; übermütig] Runter mit den Hosen !

[Zwei der vier Jugendlichen erheben sich und zeigen KEVIN und den anderen, die äußerst schockiert sind, ihre Hinterteile. Dann fahren sie laut johlend weiter.]

ERZÄHLER: ... nackte Hinterschinken !

[Später ...]

ERZÄHLER: Als wir an diesem Abend rumfuhren, begriffen wir die ehrfurchteinflößende Verantwortung, die so ein Auto mit sich brachte.

ALLE: Feueralarm !

[Alle vier steigen aus, ohne auf das hinter ihnen stehende, hupende Auto zu achten, rennen alle gleichzeitig, aber jeder nur einmal um das Auto herum und setzen sich dann wieder auf ihre alten Plätze. Dann fahren sie weiter.]

ERZÄHLER: Wir erforschten die unbekannten Regionen innerhalb unserer neuen Grenzen.

[Sie haben die Stadt erreicht, fahren durch Tunnel, amüsieren sich.]

ERZÄHLER: Und wir hupten, was das Zeug hielt. Aber wir wußten, daß wir uns auf etwas sehr viel bedeutenderes vorbereiteten.

FREUND: Kommt, Jungs ! Laden wir uns ein paar Bräute ein !

KEVIN: Ja !

RANDY: Los !

FREUND: Torten ! Frauen ! Schnecken ! Weiber !

ERZÄHLER: Bräute - der Grund, warum Gott das Auto erschaffen hat.

RICKY: Und, wo sind sie ?

RANDY: Mann, sie sind überall !

FREUND: Ja ! Und wenn sie uns sehen, dann springen sie uns an, grapschen nach uns, schmusen uns nieder.

ERZÄHLER: Es war eine irrsinnige Vorstellung.

RICKY: Also - wo sind sie ?

ERZÄHLER: Mmh. Gute Frage. Glücklicherweise gab es eine Antwort:

EXT. ABEND. ZESTY'S
Die Jungen halten auf dem Parkplatz vor einem großflächigen Imbißrestaurant, genannt Zesty's. Eine Menge Jugendliche stehen in der Nähe herum - darunter natürlich auch Mädchen.

ERZÄHLER: Zesty's. Dort ging man hin, wenn man Hamburger wollte, Pommes frites und ...

RICKY: Seht euch diese Torten an !

RANDY: Mann, mit dir kann man nirgendwo hingehen !

ERZÄHLER: Aber das änderte nichts an der Tatsache: Wir waren auf der Suche nach Mädchen.

[KEVIN entdeckt vier ohne Jungen dastehende Mädchen.]

KEVIN: Okay, wir haben welche.

RICKY: Und was machen wir jetzt ?

ERZÄHLER: Mmh. Gute Frage.

[Szenenwechsel. KEVIN steht an einem der Schalter.]

KEVIN: Vier Schokoshakes, zweimal Zwiebelringe, Pommes frites und Extra-Ketchup ! [legt einen Geldschein auf die Theke]

ERZÄHLER: So. Ab jetzt mußte man nur noch rumstehen , gut aussehen und bemerkt werden.

[Er wird bemerkt - von CINDY, die an einem der anderen Schalter stand und jetzt zu ihm kommt.]

CINDY: [überrascht] Kevin ? Hi !

KEVIN: [überrascht] Cindy ?

CINDY: Was tust du denn hier ?

KEVIN: Ähm, äh ...

ERZÄHLER: Ich hatte das Gefühl, die Antwort "Torten ansehen" würde bei ihr nicht ziehen.

KEVIN: Ähm ... Ich besorge Shakes. Ach, da sind sie ja !

[Die Bedienung hat alles auf die Theke gestellt. KEVIN schnappt sich das Tablett.]

CINDY: Ist deine Großmutter auch hier ?

KEVIN: [verwirrt] Meine Großmutter ?

CINDY: Ja.

ERZÄHLER: [eindringlich] Leber !

KEVIN: Oh ! Oh, nein. Äh, sie ist bei uns zu Hause wegen ...

ERZÄHLER: Leber !

KEVIN: ... ihrer Leber. Ähm ... Ich bin mit meinen Cousinen hier. Und ... wir müssen uns beeilen - wegen der Shakes. Siehst du, sie schmelzen schon !

[CINDY lacht.]

CINDY: Na, wenn du mit deiner Verwandtschaft hier bist ... Dann sehen wir uns wohl am Montag !

KEVIN: Uh ... Ja ! Montag.

ERZÄHLER: Es gab keinen Grund mehr, noch länger zu trödeln.

KEVIN: Tja, also dann ...

ERZÄHLER: Das beste war ein schneller Abgang, bevor sie rausfand, wer meine Cousinen ...

FREUND: [ruft, vom Auto aus] Hey, hey, hey ! Baby !

ERZÄHLER: ... wirklich waren.

FREUND: Hey, Kevin, wer ist die Braut ?

RANDY: Ja, willst du uns nicht vorstellen ?

RICKY: Genau. Bring sie doch mal her - wir haben genug Platz !

ERZÄHLER: Sie hat kein Wort gesagt, aber ihr Gesicht sprach Bände. Es sagte, daß mein Ersatztermin gestrichen war. Und zwar für immer.

[KEVIN kommt beim Auto an, kriegt aber mit dem Tablett auf dem Arm die Beifahrertür nicht auf.]

KEVIN: [wütend] Laßt uns endlich fahren !

FREUND: Was ist denn mit dir los ?

KEVIN: Gar nichts ! Laßt uns jetzt losfahren ! [zu RICKY] Kannst du mal die Tür aufmachen ?!

RICKY: Hey, wo ist mein Hot Dog ?

FREUND: Ja. Und die kleine Cola ist auch nicht dabei !

KEVIN: Mach sie endlich auf, die blöde Tür !

[Schließlich gibt er das Tablett durch das offene Fenster zu den Jungen auf dem Rücksitz durch und öffnet die Tür selbst.]

KEVIN: Hier !

FREUND: Du kleckerst mich ja ganz voll, Mann !

KEVIN: Gut ! Und nun mach, Ricky ! Fahr !

RANDY: [leise] So ein Miesmacher !

INT. ABEND. AUTO
Sie fahren weiter durch die Stadt.

ERZÄHLER: Die Nacht war zwar immernoch jung, aber irgendwie lief dieses Abenteuer nicht so, wie wir es uns vorgestellt hatten. Dazu kam, daß es in unserem Auto auch noch anfing, zu riechen.

FREUND: Noch zehn Minuten, und ich hätte jede Tante da drin kriegen können !

RANDY: Bildest du dir öfter so 'nen Schwachsinn ein ?

FREUND: Die haben die ganze Zeit zu mir gestarrt !

RANDY: Weil dein Hemd so häßlich ist !

KEVIN: Könnt ihr 'ne Sekunde die Schnauze halten ?

RANDY: Was ist denn los ?

KEVIN: Ich glaub das nicht. 'ne Verabredung hab ich hierfür sausen lassen !

ERZÄHLER: Das würden diese Jungs sicher verstehen. Immerhin waren sie einigermaßen intelligente Menschen.

RICKY: Fragt ihr euch auch, wo der Ausdruck "Zwiebelringe" eigentlich herkommt ?

ERZÄHLER: Andererseits ...

KEVIN: Nein, tun wir nicht.

RICKY: Also, mir geht manchmal sowas durch den Kopf. Was ist mit "Hamburgern" ? Ich meine, was haben die mit Hamburg zu tun ? Was ist mit Frühlingsrollen und Hundekuchen ?

KEVIN: Denk lieber ans Autofahren !

ERZÄHLER: Wir brauchten uns nichts vorzumachen. Wir waren von der Straße des Lebens in eine Sackgasse geraten ! Und dann ...

RANDY: Seht mal ! Kennen wir die nicht ?

[KEVIN guckt aus dem Fenster - und erblickt wieder die vier Jugendlichen in ihrem Auto.]

RICKY: Oh oh ! Hoffentlich zeigen sie uns nicht wieder den Hintern ! [nach draußen] Hey, laßt das ! Wir möchten das nicht sehen !

ERZÄHLER: Aber es war ziemlich klar, daß es hier um mehr ging als blanke Hintern.

RICKY: Äh, was will der von uns ?

RANDY: Er möchte ein Wettrennen.

RICKY: Wettrennen ?!

RANDY: Tu es, Ricky !

RICKY: Aber meine Mom hat gesagt ...

RANDY: Komm schon, tu es !

FREUND: [nach draußen] Wir sind dabei !

JUGENDLICHER #1: Na dann los !

JUGENDLICHER #2: Ich lach mich tot !

ERZÄHLER: Und da passierte es. Als wir dort saßen und das Grollen eines 185-PS-Motors unter unserem Körper pulsierte, brachen unsere primitivsten Urinstinkte aus uns heraus.

KEVIN: Die schaffen wir, Ricky !

ERZÄHLER: Wir waren keine Jungen mehr, wir waren Gesetzlose, Rebellen, Kerle mit Mumm ! Und wir wußten, was wir zu tun hatten !

[Das Auto der Jugendlichen fährt mit quietschenden Reifen an - genauso RICKYs. Nur, daß RICKY nach drei Metern abbremst und das andere Auto fortrast.]

KEVIN: [verärgert] Was soll das werden ?

RICKY: Da ist ein Stopschild !

FREUND: Fahr schon ! Wir können sie noch schnappen !

RICKY: Aber ... aber wir dürfen nur 50 fahren - wir sind im Stadtgebiet ! Die sind viel zu schnell gefahren !

FREUND: Natürlich sind sie zu schnell gefahren ! Das ist ein Wettrennen ! Fahr los !

ERZÄHLER: Glücklicherweise war unser Fahrer ein gesetzestreuer Bürger.

[Währenddessen steht RICKY vor dem nächsten Problem: Einer Kreuzung. Während er überlegt, wer wohl zuerst fahren darf, hupen die hinter ihm stehenden Autos.]

KEVIN: Nun kriegt euch wieder ein ! Das Rennen ist vorbei.

FREUND: Ja. Dank Halsenbach. Ich weiß gar nicht, warum wir mit dir ausgehen !

RICKY: Weil das hier mein Auto ist !

RANDY: Ja. Nur deswegen halten wir's auch mit dir Blödhuhn aus !

RICKY: Du bist hier das Blödhuhn !

RANDY: Ich ein Blödhuhn ? Du bist ein Blödhuhn !

RICKY: Nein, bin ich nicht !

[In dem darauffolgenden Chaos beschimpft jeder jeden oder gleich alle gleichzeitig, wobei der Begriff "Blödhuhn" ungewöhnlich oft fällt.]

ERZÄHLER: Wir erreichten langsam den Siedepunkt. Unser Abend ging zu Ende, unser Wortschatz auch.

[Das Auto der Jugendlichen fährt wieder vorbei und hupt kurz, so daß KEVIN und die anderen in ihrem Streit innehalten. Aus dem anderen Auto schallt ihnen die Beleidigung "Heulsusen" entgegen.]

ERZÄHLER: Das brachte das Faß zum Überlaufen. Wenn wir nicht das Gesicht verlieren wollten, mußten wir zurückschlagen.

FREUND: Los, zeigen wir jemandem ... den Hintern !

KEVIN: [ruhig] Gute Idee.

RANDY: Perfekt.

RICKY: Au ja !

[Hinter ihnen naht auch schon das Opfer.]

ERZÄHLER: Es war Zeit, unter den Helden der Straßen unseren rechtmäßigen Platz einzunehmen. Wir würden am nächstbesten Opfer, das vorbeikam, Rache üben.

[Das Auto hält auf der Beifahrerseite von RICKYs Auto.]

FREUND: Gut, ich mach's. Ich mach's !

[KEVIN guckt aus dem Fenster - und erblickt in dem anderen Auto seine Eltern, die ihn glücklicherweise noch nicht erblickt haben. Er duckt sich, macht sich ganz klein und legt sich auf den Sitz, so daß sie ihn nicht sehen können.]

ERZÄHLER: Es gab da nur ein kleines Problem !

FREUND: [ruft] Hinternpatrouille !

[Alle lachen - außer KEVIN.]

FREUND: Gefällt er euch ? Gefällt er euch ?

[MOM und DAD sehen sie nur schockiert an und fahren schließlich weiter.]

FREUND: Habt ihr das Gesicht von dem Typen gesehen ? Habt ihr's gut ! Ich hab ja hinten keine Augen.

RICKY: Und die Frau erstmal !

KEVIN: [schreit] Könntet ihr gefälligst die Klappe halten ?!

RANDY: Was gibt's denn nun schon wieder ?

KEVIN: Also erstens waren diese beiden meine Eltern ...

RANDY: [betroffen] Ach was !

KEVIN: Ja. Er hat die Hose vor meinen Eltern fallenlassen !

RANDY: Ist nicht dein Ernst !

FREUND: Eigentlich wollten wir's doch alle tun.

KEVIN: Ja, aber es hing nur dein blöder Hintern aus dem Fenster raus !

FREUND: Nun hör mal auf ! Wie hätt ich das denn wissen sollen ?

KEVIN: Jungs, das ist klasse ! Das ist echt klasse ! Es ist klasse, mit 'nem Haufen Schwachsinniger unterwegs zu sein ! Weißt du, woher dieses Wort kommt, Ricky ? Das war heute die dümmste, die albernste Nacht meines Lebens ! Ich weiß ja nicht mal, warum ich überhaupt gesagt habe, daß ich mit euch mitkomme ! Kann einer von euch sagen, wieso ?

ERZÄHLER: So eine Frage konnte eigentlich nur ein mit dem Nobelpreis ausgezeichneter Philosoph beantworten ...

RICKY: Ich weiß es !

ERZÄHLER: ... oder ein Kerl wie Ricky Halsenbach.

RICKY: Das kommt daher, weil sie rund sind - so wie Ringe ! Und innen drin sind Zwiebeln ! Deswegen heißen die Dinger "Zwiebelringe" !!

[Die anderen sehen ihn nur verdutzt und verwirrt an und fangen schließlich an, zu lachen.]

ERZÄHLER: Wenn ich so zurückblicke, ergab das etwas genausoviel Sinn wie alles andere in dieser Nacht.

KEVIN: Laßt uns nach Hause fahren, Leute !

RANDY: Ja. [lacht] Jetzt reicht's echt.

ERZÄHLER: Wir konnten beruhigt nach Hause. Wir waren nun Veteranen - man hatte uns den Hintern gezeigt und wir hatten anderen den Hintern gezeigt. Und jetzt ...

RICKY: Oh oh !

KEVIN: Was ist nun wieder ?

RICKY: Der Sprit ist alle.

[Später ... Alle vier schieben gemeinsam den Wagen die Straße entlang.]

KEVIN: Ist das überhaupt noch zu fassen ?

RANDY: Das ist ja abstoßend !

KEVIN: Ja.

FREUND: Das allerletzte.

ERZÄHLER: Wir haben in dieser Nacht eigentlich nichts erreicht - nichts wirklich Wichtiges jedenfalls. Aber im Laufe der Highschooljahre, die damals noch vor uns lagen, sollten wir noch tausend solcher Nächte erleben, dumm, lächerlich ... und herrlich !

RICKY: Hey, nächsten Freitag kann ich das Auto wieder haben !

KEVIN: Ich bin dabei.

RANDY: Ich auch.

FREUND: Das laß ich mir nicht entgehen !

CLOSING TITLES
Dieses Transcript wurde von Daniel G.



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09/10/01 19:50