Folge 66: Ein neuer Anfang
Teleplay: Jill Gordon

Story: Jill Gordon & Bob Brush



OPENING TITLES
OPENING SEQUENCE
Ein Sammelalbum öffnet sich, als die Kamera näher heranfährt und ein Schwarz-Weiß-Foto von KEVIN und WINNIE im Alter von ungefährt 12 Jahren zeigt.

ERZÄHLER: Es gibt Dinge aus der Kindheit, an denen man festhält, weil sie ein Teil von einem selbst sind: Orte, die man besucht hat, Leute, die man gekannt hat. Und in jeder Erinnerung, die ich habe, ist irgendwo auch Winnie Cooper. Sie war ein Teil von mir und ich war ein Teil von ihr. Als die neunte Klasse zu Ende ging, wußte ich alles über sie. Das einzige, was ich nicht wußte, war, daß sie dabei war, durchzudrehen.

[Die Kamera nähert sich immer weiter WINNIEs Bild, so daß bald nur noch ihrs zu sehen ist, während KEVINs langsam aus dem Bild gedrängt wird.]

INT. NACHMITTAG. ROLLSCHUHBAHN
Die Rollschuhbahn, eine riesige Fläche in einer großen, überdachten Halle, ist überfüllt mit Kindern und Jugendlichen jedes Alters. KEVIN und PAUL stehen am Rand der Bahn.

ERZÄHLER: Die "Moonlight"-Rollschuhbahn - der ideale Ort, um gesehen zu werden, die Schnittstelle zwischen der Junior und der Senior Highschool, zwischen denen, die rollschuhlaufen konnten, ...

[KEVIN wird von einem anderen Rollschuhläufer ungerempelt und fällt.]

ERZÄHLER: ... und denen, die es nicht konnten.

KEVIN: [steht auf, um zu gehen] Ich glaub, ich geh jetzt schnell.

ERZÄHLER: Es war ja nicht so, daß ich keinen eigenen Stil hatte - im Gegenteil: Ich hatte das Fehlen jeglichen Gleichgewichtssinnes zu einer Kunst gemacht.

WINNIE: [rollt zu ihnen] Hallo Jungs !

PAUL: Hallo Fremde ! Es ist schön, dich zu sehen, Winnie.

WINNIE: [zu KEVIN] Hi !

KEVIN: Hi !

WINNIE: Erzähl, wie geht's dir ?

KEVIN: Gut. Und dir ?

WINNIE: Alles okay.

ERZÄHLER: Es war zwei Monate her, daß Winnie und ich uns getrennt hatten, aber für mich war sie immernoch dieselbe geblieben.

PAUL: Deine Frisur ist anders !

WINNIE: Ja. Und ich hab mir Ohrlöcher stechen lassen.

KEVIN: [unsicher, was er sagen soll] Uh huh. Sie gut aus.

WINNIE: Ja, findest du ?

KEVIN: Natürlich.

ERZÄHLER: Sie sah einfach phantastisch aus.

KEVIN: Und wie, äh ... geht es Roger ?

WINNIE: Oh, äh ...

ERZÄHLER: Roger DeCovian, ihr fester Freund, ihr Traumtyp für's Leben, ihr ...

WINNIE: Wir sind nicht mehr zusammen. [Pause] Macht's gut, Jungs !

[WINNIE rollt weiter.]

ERZÄHLER: Ich muß wohl nicht erwähnen, daß ich vollkommen überrascht war.

[KEVIN rutscht aus und zieht bei Hinfallen PAUL gleich mit zu Boden.]

EXT. TAG. GARAGE
KEVIN arbeitet an seinem Fahrrad, als plötzlich WINNIE durch das offene Garagentor zu ihm hineinschaut.

WINNIE: Kevin?

ERZÄHLER: Allerdings nicht so überrascht wie am nächsten Tag, als sie bei mir zu Hause auftauchte.

KEVIN: [überrascht] Winnie !

WINNIE: Bist du beschäftigt ?

KEVIN: Äh ... nein ! Ich wollte gerade ... nein. Wieso denn ?

WINNIE: Können wir uns unterhalten ?

KEVIN: Natürlich ! [Pause] Wollen wir reingehen und was trinken ?

WINNIE: Gerne.

ERZÄHLER: Bei einer Gelegenheit wie dieser sollte man schließlich ungestört sein.

INT. TAG. KÜCHE
Wenige Sekunden später in der Küche, wo MOM gerade Geschirr abwäscht. Sie blickt auf, als WINNIE und KEVIN durch die Hintertür hereinkommen,

MOM: [überrascht und erfreut] Winnie ! Na das ist ja eine Überraschung !

WINNIE: Hallo Mrs. Arnold.

[MOM und WINNIE umarmen sich.]

ERZÄHLER: Es ist natürlich schwer, ungestört zu sein, wenn die eigene Mutter die Küche besetzt hält.

MOM: Kann ich euch etwas zu essen machen, Kinder ?

WINNIE: Wissen Sie ...

KEVIN: Äh, nein danke, Mom. Wir brauchen nichts. Wirklich nicht.

MOM: Also ... wenn ihr beide doch nur Hunger kriegt, müßt ihr es nur sagen. Okay?

WINNIE: Danke. Es war schön, Sie zu sehen. Wirklich.

KEVIN: [ungeduldig] Mom !

ERZÄHLER: Uh huh. Es war besonders schön, sie gehen zu sehen.

[Bedrückende Stille, bis MOM gegangen ist.]

KEVIN: Möchtest du was trinken ?

WINNIE: Oh ja, gern.

KEVIN: Setz dich ruhig !

ERZÄHLER: [während KEVIN und WINNIE sich an den Küchentisch setzten] Wir waren allein. Zusammen. Endlich. Obwohl ich immernoch nicht genau wußte, warum.

KEVIN: Also - worüber willst du sprechen ?

WINNIE: Na ja ... [zögert]

ERZÄHLER: Ich sah in ihren Augen, daß es etwas großes war, etwas bedeutendes - vielleicht sogar etwas philosophisches.

WINNIE: Es wird bestimmt toll, auf die Highschool zu gehen, nicht ?

KEVIN: Highschool ?

WINNIE: Ja. Ich freu mich riesig darauf, hinzugehen.

KEVIN: Oh. Ja.

ERZÄHLER: Ja. Die Highschool.

WINNIE: Ich meine, es ist bestimmt gut, mal den Ort zu wechseln. Denkst du nicht auch ?

KEVIN: Ja... natürlich.

WINNIE: Ich glaube auch. Irgendwie habe ich die Junior Highschool jetzt doch satt. Es verändert sich nichts, es passiert einfach nichts neues. Kannst du das verstehen ?

KEVIN: Auf jeden Fall.

ERZÄHLER: Ich hatte zwar nicht den blassesten Schimmer, worauf sie hinaus wollte, aber was soll's.

KEVIN: Äh, also ... Darüber wolltest du nun sprechen ?

WINNIE: Äh, ja. Eigentlich ja. Ist ja auch egal. Ich muß los !

KEVIN: Warte, du hast ja nicht mal was getrunken !

WINNIE: Ist schon gut. Danke für's Zuhören, Kevin.

KEVIN: Nicht doch. Gern geschehen.

WINNIE: Wir sehen uns.

ERZÄHLER: Das war's. Unser erstes vertrautes Gespräch seit Monaten. Es blieb nur noch eine kleine Frage ...

INT. TAG. SCHULKORRIDOR
KEVIN und PAUL kramen in ihren Schließfächern.

PAUL: Du kannst manchmal schon reichlich blöd sein.

KEVIN: Was soll denn das bitte heißen ?

PAUL: Das sieht doch ein Blinder ! Sie hat mit Roger Schluß gemacht, war bei dir zu Hause - siehst du nicht, was das bedeutet ? Sie möchte dich wieder zurück !

ERZÄHLER: Es wäre gelogen zu behaupten, daß mir diese Möglichkeit nicht durch den Kopf gegangen war.

KEVIN: Ganz ausgeschlossen !

PAUL: Uh huh.

KEVIN: Paul, wir haben jetzt eine andere Art von Beziehung.

PAUL: [wissend] Natürlich !

[Ein fremder JUNGE taucht plötzlich hinter KEVINs Rücken auf.]

JUNGE: Hey Arnold! Die Super-Cooper soll jetzt wieder frei sein. Versuchst du's bei ihr ?

KEVIN: [verwirrt] Nein !

JUNGE: Stört's dich, wenn ich's tue ?

KEVIN: [verärgert] Ja !

KEVIN: [zu PAUL] Ich will nichts hören !

EXT. TAG. STRASSE
KEVIN geht langsam die Straße zu seinem Haus entlang. Während der ERZÄHLER spricht, bleibt KEVIN vor einem Haus stehen, in dem kleinere Kinder Football spielen. Als der Ball zu ihm fliegt, wirft er ihn zurück und sieht ein kleines Mädchen mit Zöpfen auf dem Bürgersteig sitzen. Sie sieht genau aus wie WINNIE, als sie noch in dieser Straße wohnte.

ERZÄHLER: Na gut - ich wußte nicht genau, was ich empfand. Aber so ist das nun mal mit der Liebe - besonders, wenn man vierzehn ist. Ich wußte nur, daß nichts so war, wie früher. Es gab eine Zeit, da wohnte Winnie Cooper bei mir in der Straße. Da brauchte ich mich nur umzudrehen und ...

[KEVIN dreht sich um und - sieht WINNIE, die mit dem Rücken zu ihm steht und ihr altes Haus ansieht.]

KEVIN: [überrascht] Winnie ?

[WINNIE dreht sich zu ihm um.]

ERZÄHLER: ... sie war da !

KEVIN: Was machst du denn hier ? [geht hinüber zu WINNIE]

ERZÄHLER: Vielleicht hatte Paul ja recht. Vielleicht gab es wirklich einen Grund, weshalb sie hier war. Vielleicht war ich dieser Grund !

WINNIE: Ich weiß es nicht. Wer wohnt jetzt da drin ?

KEVIN: Irgend 'ne Familie.

WINNIE: Sind sie nett ?

KEVIN: Ja, ganz okay. Wir kennen uns aber kaum.

[Pause.]

WINNIE: Ich fand unsere Unterhaltung gestern sehr schön.

KEVIN: Ja. Ich fand es auch sehr schön.

WINNIE: In meiner Schule kann ich nur mit wenigen Leuten reden. [bedrückt] Ich finde, ich gehöre da nicht hin.

KEVIN: Was ? Winnie, das ist doch lächerlich...

WINNIE: [unterbricht ihn] Das ist schwer zu erklären, also laß mich, okay ?

KEVIN: Okay.

[Sie schaut wieder zu ihrem alten Haus hinüber.]

WINNIE: Merkwürdig. Es scheint mir, als hätte ich nie hier gewohnt.

ERZÄHLER: Ich wußte, daß ich irgendetwas hätte sagen sollen. Ich war mir nur nicht sicher, was.

WINNIE: Ich werde lieber nach Hause gehen. Meine Mutter wartet sicher schon. Also bis dann.

KEVIN: Ja. Bis dann.

ERZÄHLER: Es war seltsam. Auf einem wirkte sie in der Straße, in der sie ihr ganzes Leben verbracht hatte, völlig verloren.

[WINNIE überquert gerade die Straße, als KEVIN sich zu ihr umdreht.]

KEVIN: [ruft] Winnie ? Unternehmen wir zwei mal was zusammen ?

WINNIE: Nein, vielen Dank. Ich will zur Zeit lieber allein bleiben, Kevin. [dreht sich wieder weg und geht]

ERZÄHLER: [verständnisvoll] Das war's. Ganz einfach. Sie wollte allein sein.

INT. NACHMITTAG. ROLLSCHUCHBAHN
Die Rollschuhbahn ist wieder gut besucht. WINNIE steht mit drei Jungen von der Highschool etwas entfernt von der Bank, auf der KEVIN und PAUL sitzen.

ERZÄHLER: Nur, daß sie am nächsten Tag nicht allein war.

KEVIN: Ich kapier das nicht !

PAUL: Was ?

KEVIN: Winnie. Guck sie dir an !

PAUL: Sieht doch ganz normal aus.

KEVIN: Diese Kerle sind Elftklässler !

PAUL: Ja und ?

KEVIN: Paul, diese Leute haben schon Führerscheine, ist dir das klar ?

ERZÄHLER: Aber es waren nicht nur die Führerscheine, die mich beunruhigten. Es war dieses Lächeln auf Winnies Gesicht.

KEVIN: [bedrückt] Gestern hat sie anders ausgesehen.

PAUL: [geht nicht darauf ein] Fahren wir Rollschuh ! Kann's losgehen ?

ERZÄHLER: Paul hatte gut reden. Aus irgendeinem Grund war mir nicht nach Rollschuhfahren zumute. [WINNIE and ein paar andere gehen auf die Bahn] Es war Zeit für ein Gespräch. [folgt WINNIE]

KEVIN: Winnie ?

WINNIE: Hey Kevin!

KEVIN: Geht's dir gut ?

WINNIE: Aber ja. Und wie.

KEVIN: Äh, ich ... sehe, du hast neue Freunde.

WINNIE: Ja. Die sind wirklich sehr nett.

ERZÄHLER: [langgezogen] Ah ja.

KEVIN: Weißt du, Winnie, als wir beide uns gestern unterhalten haben, ...

WINNIE: Oh.

KEVIN: ... da hast du gesagt ...

WINNIE: [verärgert] Ich finde nicht, daß dich das was angeht, Kevin.

JUNGE: Hey Winnie ! Komm, wir machen eine Peitsche !

WINNIE: [ruft zurück] Ich komme sofort nach.

ERZÄHLER: Es ging mir nicht in den Kopf. [WINNIE rollt davon.] Was war nur mit diesem Mädchen los ?

JUNGE: [entfernt] Alles klar ?

WINNIE: [entfernt] Ich weiß nicht. Als ich das letzte mal sowas gemacht, bin ich voll gegen die Wand gerannt.

KEVIN: [rollt ihr hinterher] Winnie ? Ist irgendwas los ?

[Die Jungen und WINNIE haben sich in einer Reihe aufgestellt und an den Händen gefaßt. WINNIE steht ganz außen.]

JUNGE: [to line of skaters] Okay, können wir, Winnie ?

WINNIE: [to KEVIN] Sei nicht albern ! Es ist alles bestens.

KEVIN: Ja, aber ...

WINNIE: [schroff] Kevin, ich hab dir gesagt, das Thema ist abgehakt.

KEVIN: Äh, aber ich ...

[WINNIE dreht sich von ihm weg und ergreift die Hand ihres Nachbarn.]

ERZÄHLER: Da wußte ich plötzlich, daß etwas nicht stimmte.

JUNGE: Los !

ERZÄHLER: Winnie Cooper hatte die Kontrolle verloren.

[KEVIN greift nach WINNIEs Arm.]

WINNIE: Kevin, laß mich los !

[Die Kette setzt sich entgegen der eigentlichen Fahrtrichtung in Bewegung. KEVIN hängt an WINNIEs Arm und versucht, sich festzuhalten, während sie versucht, ihn abzuschütteln.]

KEVIN: [verzweifelt] Ich kann nicht !

WINNIE: Kevin, laß los ! Kevin, hör schon auf damit !

KEVIN: Winnie, ich kann ...

[KEVIN läßt los - und fährt geradeaus weiter, direkt an das nächste Geländer. Einige Zuschauer kickern. KEVIN bleibt auf dem Boden sitzen und beobachtet WINNIE, die sich mit ihren neuen Freunden prächtig amüsiert.]

EXT. TAG. STRASSE
KEVIN fährt mit dem Fahrrad zu WINNIEs Haus. Als er angekommen ist, bleibt er auf der gegenüberliegenden Seite der Straße hinter einem Baum stehen. MRS. COOPER und WINNIE holen gerade verschiedene Tüten aus dem Kofferraum des Autos.

ERZÄHLER: Ich weiß nicht, warum ich sie verfolgte. Vielleicht, weil ich ihr helfen wollte. Vielleicht aber auch, weil ich hören wollte, daß sie meine Hilfe brauchte.

MRS. COOPER: [entdeckt ihn] Hallo Kevin !

KEVIN: Hallo Mrs. Cooper! [geht hinüber] Soll ich mit anfassen ?

MRS. COOPER: Nein, nein. Nicht nötig. Ich schaff das schon. [zu WINNIE] Schatz, bleib doch noch draußen und unterhalte dich ! [zu KEVIN] Schön, dich zu sehen, Kevin. Du solltest dich öfter blicken lassen.

[MRS. COOPER geht ins Haus. WINNIE, die anscheinend nicht so von KEVINs Besuch begeistert ist, schließt den Kofferraum, legt eine Tüte mit einem Schlafsack auf die Haube und lehnt sich dagegen.]

ERZÄHLER: Damit waren wir wieder allein. Wieder einmal.

WINNIE: Hi. [Pause] Was gestern passiert ist, tut mir sehr leid.

KEVIN: Schon okay. Ich wollt' nur wissen, ob's dir gut geht.

WINNIE: Mir geht's wirklich gut, danke.

ERZÄHLER: Sie sah auch wirklich gut aus. Ich hatte bloß noch eine Frage:

KEVIN: Weiß denn deine Mutter, daß du mit Elftklässlern rumziehst ?

ERZÄHLER: Offensichtlich die falsche Frage.

WINNIE: Kann sein. Wieso denn ?

KEVIN: Tja... Die Sache ist die ... also, Winnie, kennst du das, wenn du jemanden kennst und plötzlich erkennst du ihn kaum wieder und irgendwie hast du das Gefühl, du hast was verpaßt, weil dieser Jemand nicht so ist wie du dachtest ?

WINNIE: Kevin, was willst du denn damit sagen ?

KEVIN: [seufzt; leise, resignierend] Gar nichts.

ERZÄHLER: Aber da war schon etwas. Ich konnte nur nicht sagen, was es war.

KEVIN: [lenkt vom Thema ab] Ein neuer Schlafsack ?

WINNIE: Ja.

KEVIN: Wollt ihr irgendwo hinfahren ?

WINNIE: Ja, wir zelten.

KEVIN: Oh. Das wird sicher lustig.

WINNIE: Wir fahren immer an Brians Geburtstag. [Pause] Das heißt, dann, wenn er Geburtstag hätte. [Pause] Ich hasse Camping.

[Ein Cabrio hält mitten auf der Straße. Einige der Elftklässler sitzen drin und haben die Musik laut aufgedreht.]

JUNGE: Hey Winnie, komm mit ! Na los !

JUNGE #2: Sie redet schon wieder mit dem Kleinen !

WINNIE: [zu KEVIN] Ich muß dann jetzt los. Vielleicht treff ich dich ja.

KEVIN: Ja.

[WINNIE setzt sich zu den anderen ins Auto.]

WINNIE: [zu den Jungen] Hallo Leute ! Wie geht's euch ?

KEVIN: [zu sich selbst] Ja, vielleicht.

[Sie fahren weg und lassen KEVIN allein stehen. Im Hintergrund öffnet sich die Haustür und MRS. COOPER kommt heraus, während KEVIN noch dem Auto hinterher schaut.]

MRS. COOPER: [ruft] Winnie ?

KEVIN: Sie ist weggefahren.

[MRS. COOPER geht wieder hinein.]

EXT. NACHT. STRASSE
KEVIN steht wieder vor WINNIEs früherem Haus, gegenüber von seinem eigenen.

ERZÄHLER: Es hatte einmal eine Zeit gegeben, an der ich Winnie an jedem Tag meines Lebens sah.

[Rückblende zu einer Szene, die vor drei Jahren (Folge "Swingers") zugetragen hatte, wenige Tage nach Brians Beerdigung und WINNIE und KEVINs erstem Kuß in Harpers Wäldchen. KEVIN kommt zu WINNIE hinüber, die gerade aus dem Auto steigt.]

KEVIN: Hallo.

WINNIE: Hallo. [Pause]

KEVIN: Hallo. [Pause]

WINNIE: Was machst du so ?

KEVIN: Gar nichts. [Pause]

WINNIE: Vielleicht können wir ja morgen was zusammen machen. Das heißt, wenn du Lust hast.

KEVIN: [happy] Ja ! Ich meine, klar ! Wenn du Lust hast.

PAUL: [von weitem] Komm, Kevin ! Gehen wir endlich los !

KEVIN: [zu WINNIE] Okay dann. Mach's gut. Wir sehen uns morgen.

WINNIE: Okay, bis dann.

KEVIN: Bis dann.

[WINNIE guckt KEVIN hinterher, als er die Straße überquert und zu PAUL hinübergeht. Sie sieht auch seinen kleinen Freudensprung - und damit ended die Rückblende. KEVIN steht allein im Dunkeln vor dem Haus, in dem Winnie nun nicht mehr wohnt.]

ERZÄHLER: [traurig] Aber das ist lange her.

[KEVIN geht.]

INT. NACHMITTAG. ROLLSCHUHBAHN
KEVIN kommt wieder auf die Bahn.

ERZÄHLER: Ich beschloß, mein Leben dem Rollschuhfahren zu widmen. Eigentlich war Rollschuhfahren einfach zu begreifen.

[Der Elftklässler fährt wieder mit WINNIE zusammen. Sie sieht KEVIN nicht, als sie ihn anstößt und er mit einem leisen Mmpfh auf den Bauch fällt. WINNIE hält an und sieht zu ihm hinüber, kommt aber erst nach kurzem Zögern zu ihm gefahren.]

ERZÄHLER: Im Gegensatz zu, sagen wir mal, Winnie ...

WINNIE: Hast du dir was getan ?

[WINNIE hilft ihm, aufzustehen.]

KEVIN: Nein. Alles bestens.

WINNIE: Das hat aber schlimm ausgesehen !

KEVIN: [wütend] Nett von dir, daß du dich erkundigst !

WINNIE: [ernst] Kevin ?

ERZÄHLER: Oh nein...

WINNIE: Können wir uns unterhalten ?

ERZÄHLER: Und schon ging es wieder los.

[KEVIN und WINNIE begeben sich an eine etwas ruhigere Stelle der Bahn.]

WINNIE: Du denkst wahrscheinlich, ich verhalte mich eigenartig.

KEVIN: [abwehrend] Ähm, na ja, nein, ich ... [Pause] Ja.

WINNIE: Ich ... würd's dir unheimlich gern erklären.

KEVIN: Warum versuchst du's dann nicht ?

WINNIE: Es liegt daran ...

ERZÄHLER: Und eine Sekunde lang dachte ich tatsächlich, ich würde eine Antwort bekommen.

JUNGE: [ruft] Hey Winnie ! Komm mit ! Wir wollen 'ne Runde spazieren fahren.

WINNIE: [ruft zurück] Klasse ! [zu KEVIN] Also ich fahr dann.

KEVIN: [hält sie zurück] Winnie ! Stop !

WINNIE: Kevin, ich krieg echt Angst vor dir !

KEVIN: Was ist los, häh ?

WINNIE: Ich weiß nicht, was du meinst.

KEVIN: Winnie, ich kenn dich doch genau. Das heißt, ich kannte dich früher, und du verhältst dich nicht wie du selbst !

WINNIE: [verärgert] Und wie soll ich mich verhalten ?

KEVIN: So wie du bist ! Wie die Winnie Cooper, die ich so gut kenne !

WINNIE: [versucht, sich von seinem Griff zu befreien] Kevin, laß mich los !

KEVIN: Nein ! Wieso verhältst du dich nur so ?

WINNIE: Weil alles schiefgeht, wenn ich mich so verhalte, wie ich bin !

[KEVIN läßt sie erstaunt und verwirrt los.]

KEVIN: Was ?

WINNIE: Ich will die letzten drei Jahre lieber vergessen.

KEVIN: Was ist mit mir ?

WINNIE: Du verstehst das nicht !

KEVIN: Was soll ich denn darauf sagen ?

WINNIE: Gar nichts ! [fährt weg und gesellt sich zu ihren neuen Freunden]

ERZÄHLER: Das komische war, diese drei Jahre waren die besten Jahre meines ganzen Lebens gewesen.

INT. TAG. SCHULKORRIDOR
KEVIN stampft alleine einen Gang entlang.

ERZÄHLER: Ich beschloß, das Rollschuhfahren aufzugeben.

[PAUL kommt von irgendwoher auf KEVIN zu.]

PAUL: Kev !

KEVIN: [ärgerlich] Was ?

PAUL: Es geht um Winnie ...

KEVIN: Paul !

PAUL: Kev !

KEVIN: [bleibt stehen und sieht PAUL scharf an] Was ?

ERZÄHLER: Ich hatte genug über sie geredet, hatte mir genug Sorgen um sie gemacht.

PAUL: Sie hatte gestern Nacht ... einen Unfall. Einen Autounfall. Mit diesen Jungs.

[KEVIN starrt PAUL verständnislos an. Nach einer langen Pause dreht er sich um und rennt den Gang entlang.]

EXT. TAG. HAUS DER COOPERS
KEVIN rast mit seinem Fahrrad zu WINNIEs Haus und springt ab, bevor er überhaupt abbremsen kann. Er klopft wie ein Wahnsinniger ein ihre Tür, klingelt und ruft ihren Namen, aber niemand öffnet. Nach einer Weile gibt er auf und setzt er sich an einen Baum, um auf sie zu warten.

EXT. ABEND. HAUS DER COOPERS
KEVIN sitzt immernoch an dem Baum und wartet, obwohl es längst dunkel geworden ist.

ERZÄHLER: Ich wartete den ganzen Nachmittag. Ich wußte nicht, was ich sonst tun sollte.

[Ein Auto nähert sich langsam und bleibt schließlich vor dem Haus stehen. WINNIEs Vater steigt aus.]

MR. COOPER: Kevin ?

KEVIN: [besorgt] Mr. Cooper!

[Er versucht, einen Blick auf WINNIE zu werfen, die immernoch im Auto sitzt, aber er sieht nur ihre Silhouette.]

KEVIN: Geht's ihr gut ?

MR. COOPER: [erschöpft] Na ja, ihr Bein ist gebrochen und sie hat Schnittwunden. Sie braucht Zeit, um sich zu erholen, aber das wird schon wieder.

KEVIN: Kann ich sie sehen ?

MRS. COOPER: [steigt aus] Hallo Kevin.

KEVIN: Mrs. Cooper, könnt' ich mit ihr reden ?

MR. COOPER: Kevin, es wäre besser, wenn du nach Hause fährst.

KEVIN: Was ?

MRS. COOPER: Kevin, im Augenblick möchte Winnie dich nicht sehen.

KEVIN: Völlig unmöglich ! Ich weiß, daß sie mich sehen möchte.

MRS. COOPER: Kevin, geh. Bitte sei vernünftig.

ERZÄHLER: Und ich glaube, in diesem Moment verstand ich es endlich. Ich war ein Teil von Winnies Vergangenheit gewesen, einer Vergangenheit, die sie vergessen wollte. Und jetzt ... [KEVIN holt sein Fahrrad] blieb mir nicht anderes übrig, als ... zu gehen.

[WINNIE blickt KEVIN hinterher, als er davonfährt. Die ersten Akkorde von Bob Seger's "We've Got Tonight" beginnen.]

[Lange Pause.] ERZÄHLER: Aber ich blieb.

[KEVIN klettert an der Veranda auf das Vordach.]

ERZÄHLER: Ich konnte nicht anders.

[KEVIN kriecht zu WINNIEs Fenster und blickt hinein.]

[Er sieht, wie MRS. COOPER WINNIE zudeckt.]

ERZÄHLER: Es gibt Dinge im Leben, auf die es ankommt, Dinge in der eigenen Vergangenheit, die man nicht leugnen kann.

[Das Licht im Zimmer geht aus.]

ERZÄHLER: Winnie Cooper war ein Teil von mir, und ich war ein Teil von ihr. [WINNIE öffnet die Augen.] Und ich wußte, solange es uns gab, würde ich nie zulassen, daß sie aus meinen Leben verschwindet.

[WINNIE sieht KEVIN durch das Fenster gucken.]

KEVIN: [flüstert durch das Fenster]

Ich liebe dich.

[WINNIE lächelt.]

WINNIE: [flüstert von ihrem Bett aus]

Ich liebe dich auch.

[Langsame Überblende vom WINNIE Gesicht zu ihrem Bild in dem Sammelalbum. Die Kamera fährt zurück und zeigt wieder beide Bilder, KEVIN und WINNIE, nebeneinander.]

SONG:

I know it's late
I know you're weary
I know your plans
Don't include me
Still here we are
Both of us lonely
Longing for shelter
From all that we see

Why should we worry?
No one will care, girl
Look at the stars
So far away

We've got tonight
Who needs tomorrow?
We've got tonight, babe
Why don't you stay?

Deep in my soul
I've been so lonely
All of my hopes
Fading away
I've longed for love
Like everyone else does
I know I'll keep searching
Even after today

So there it is, girl
I've said it all now
And here we are, babe
What do you say?

We've got tonight
Who needs tomorrow?
Let's make it last
Let's find a way
Turn out the light
Come take my hand now
We've got tonight, babe...

CLOSING TITLES
Dieses Transcript wurde von Daniel G geschrieben.



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09/10/01 19:50