Folge 61: Auf den Hund gekommen
Teleplay: Jill Gordon & Mark B. Perry

Story: Jeff Stepakoff



OPENING TITLES
JACK, NORMA, WAYNE und KEVIN sitzen auf der Wohnzimmercouch und sehen "The Munsters".

ERZÄHLER: Jede amerikanische Familie hat ihre eigene, einmalige Zusammensetzung von Charakteren. Da machte meine Familie keine Ausnahme. Innerhalb der vier Wände unserer Vorstadtwelt war das ganze Spektrum verschiedener Typen vertreten. Vom imposanten [Großaufnahme von JACK] zum zurückhaltenden Typ [die Kamera schwenkt weiter nach rechts und kommt an NORMA vorbei], vom abstoßenden [WAYNE] bis zum Idealtypen. [Die Kamera kommt bei KEVIN an, bleibt dort kurz und zeigt dann wieder die ganze Familie.] Und doch fügten wir uns irgendwie zu einem zerbrechlichen Ganzen zusammen. Einer für alle und alle für einen - mit einer Ausnahme: ...

[BUSTER, der Hund, den GRAMPA Arnold KEVIN geschenkt hatte, sitzt vor der Couch und bellt einem kurz. Nur ist er inzwischen kein Welpe mehr.]

KEVIN: Buster !

ERZÄHLER: Buster - dem Familienhund.

[Ältere Videoaufnahmen zeigen BUSTER als kleinen Welpen, der von allen auf den Arm genommen und gestreichelt wird.]

ERZÄHLER: Als er klein war, war er - niedlich. Alle wollten ihn streicheln. Er war der vollkommene Welpe. Doch dann geschah etwas: Buster wurde erwachsen.

[BUSTER bellt noch einmal ...]

ERZÄHLER: Und plötzlich war er nicht mehr so niedlich.

[... und noch einmal.]

JACK: [wütend] Kevin !

NORMA: [genervt] Schätzchen ...

WAYNE: [sauer] Kröte !

ERZÄHLER: Und genauso plötzlich ...

[Noch ein Bellen.]

ERZÄHLER: ... war der Familienhund mein Hund geworden.

INT. TAG. KÜCHE
KEVIN hat BUSTERs Futternapf in der Mitte der Küche postiert und schüttet eine Dose Hundefutter hinein. BUSTER sitzt neben ihm und ist vollkommen desinteressiert.

KEVIN: Okay, Buster. Gleich geht's los.

ERZÄHLER: Nicht daß ich mich freiwillig für diese Aufgabe gemeldet hätte.

KEVIN: [lockend] Komm, friß ! Los, los ! Guck hier !

ERZÄHLER: Es war nur so: Wenn es um Buster ging ...

[NORMA, JACK und WAYNE kommen in die Küche und bleiben möglichst weit vom Hund entfernt stehen.]

ERZÄHLER: ... hielt sich der Rest der Familie eher ... dezent im Hintergrund.

JACK: Hat der Hund was ?

NORMA: Ist er nicht hungrig ?

WAYNE: Bestimmt hat er Flöhe. [lacht]

NORMA: [besorgt] Nein, bloß keine Flöhe ! Schatz, die nisten sich im Teppich ein !

JACK: Hast du ihn etwa nicht eingesprüht ?

KEVIN: Dad, er hat keine Flöhe !

JACK: Gut. Dann geh mit ihm raus !

KEVIN: Warum ich ? [zeigt auf WAYNE] Wieso kann er nicht gehen ?

WAYNE: [lacht] Weil der Hund dir gehört ! Großvater hat ihn dir geschenkt ! [lacht]

ERZÄHLER: Also waren Buster und ich durch einen Wink großväterlichen Schicksals gewissermaßen aneinandergekettet worden.

KEVIN: [zu BUSTER] Komm mit raus !

[KEVIN legt BUSTER die Hundeleine an und geht mit ihm raus.]

ERZÄHLER: In guten wie in schlechten Zeiten. - Meist in schlechten.

INT. TAG. SUPERMARKT
KEVIN und PAUL stehen an der Kasse eines Supermarktes. KEVIN hat eine Kiste Hundefutter-Dosen gekauft.

PAUL: Du hast ein Glück, Kev !

KEVIN: Kannst du mir sagen, was du meinst ?

PAUL: Das ! [zeigt auf die Dosen]

KEVIN: Hundefutter ?!

PAUL: Damit sorgst du für den besten Freund des Menschen. Das ist ja nun wirklich nicht zu verachten.

KEVIN: Paul, hast du 'ne Ahnung, wie dieser Kram riecht ?

PAUL: Na ja, nein. Aber ...

KEVIN: Dann werd ich dir was sagen: Du versäumst nicht viel.

[KEVIN hat sein Wechselgeld bekommen. PAUL und er gehen los, bleiben allerdings noch im Supermarkt.]

PAUL: Aber wenigstens habt ihr einen Hund.

KEVIN: Eins versteh ich nicht: Wenn du so scharf auf einen Hund bist, warum kaufst du dann keinen ?

PAUL: Weil meine Eltern das verbieten. Sie sagen, daß ein Hund die Wohnung versaut und daß wir jedesmal, wenn wir verreisen, überlegen müssen, wo wir ihn lassen sollen. Ihnen ist egal, was ich denke. Jungs brauchen einfach einen Hund; ohne Hund fehlt der Kindheit irgendwas.

ERZÄHLER: Jahre später würde Paul auf der Couch eines Spezialisten liegen und ihm davon erzählen.

KEVIN: Paul ! Glaub mir, so toll ist das nicht ! Wirklich nicht. Für einen Hund zu sorgen ist gar nicht so leicht, wie es aussieht. Das heißt, ihn füttern, mit ihm gehen, ihn manchmal auch baden. Vertrau mir, das ist kein Spaziergang.

PAUL: **** rettete seine Familie vor einem Bären !

ERZÄHLER: Unglücklicherweise waren Bären da, wo ich wohnte, nicht das Problem.

INT. TAG. HAUS DER ARNOLDS
JACK hält überrascht und schockiert ein Paar Schuhe in der Hand, die er wohl nie wieder tragen wird. Sie sind vollkommen zernagt und zerfetzt.

JACK: [mehr überrascht als wütend] Er hat meine Schuhe gefressen.

KEVIN: Ganz sicher ?

JACK: Ja. Todsicher.

KEVIN: Nein, ich meine, ob es ganz sicher Buster war.

WAYNE: Also wirklich, Blödsack. Wem würde es nicht hochkommen, wenn er Dads Latschen anfaßt ?

[JACK wirft WAYNE, der neben ihm steht, einen kurzen verärgerten Blick zu, geht aber nicht darauf ein. - BUSTER bellt kurz.]

WAYNE: Außerdem hat er meinen Kleiderschrank mit einem Hydranten verwechselt.

NORMA: Also, das versteh ich nicht. Was ist nur mit ihm los ? Sowas hat er noch nie gemacht.

ERZÄHLER: Egal, was mit ihm los war - er sammelte dadurch nicht gerade Pluspunkte.

[BUSTER beginnt wieder, zu bellen.]

JACK: [zu KEVIN] Kannst du ihn wenigstens zur Ruhe bringen ? Ansonsten schaff ich diesen Bericht nie in einer knappen Woche.

ERZÄHLER: Ich sah mich gezwungen, Busters guten Ruf zu verteidigen.

KEVIN: Vielleicht ist er krank.

JACK: Krank !?

NORMA: [befühlt BUSTERs Nase; besorgt] Na ja, seine Nase ist etwas warm. Am besten, du gehst mit ihm zum Tierarzt.

JACK: [mitleidig] Armer Kerl.

ERZÄHLER: Hehe. Es geht doch nichts über eine warme Nase, um eine Familie zu erweichen, Wärme, Mitleid zu ernten.

KEVIN: Ich geh gleich morgen.

WAYNE: Und tausch ihn am besten gegen 'ne Katze.

[Ein kurzes, aber lautes, aggressives Katzenfauchen leitet direkt zur nächsten Szene über.]

INT. TAG. ARZTPRAXIS
BUSTER sitzt auf einem Untersuchungstisch und wird von einer TIERÄRZTIN gründlich untersucht. KEVIN steht neben dem Tisch und wartet.

TIERÄRZTIN: Frißt er richtig ?

KEVIN: Nein, nicht so gut.

TIERÄRZTIN: Und seit wann ungefähr bellt er ?

KEVIN: Seit etwa drei Wochen.

TIERÄRZTIN: Okay, Buster, ich seh mir deine Augen an.

ERZÄHLER: Genau, ein Blick in seine Augen, seine Ohren, dann ein paar Hundetabletten - und nichts wie raus.

TIERÄRZTIN: Eine Frage: Bist du für Buster verantwortlich ?

KEVIN: Ähm - ja, eigentlich ja.

TIERÄRZTIN: Dann hätte ich allerdings etwas wichtiges mit dir zu besprechen.

KEVIN: [besorgt] Wieso denn ? Fehlt ihm was ?

ERZÄHLER: Ich dachte schon an die fürchterlichsten Dinge, wie Staupe oder Tollwut ...

TIERÄRZTIN: Hast du vor, ihn zum Züchten zu verwenden ?

[KEVIN sieht sie kurz etwas peinlich berührt an und antwortet dann mit einem erzwungenen Lächeln:]

KEVIN: Oh, wissen Sie, äh, nein... Daran dachte ich nicht.

ERZÄHLER: [atmet auf] Und ich hatte befürchtet, es sei was Ernstes !

TIERÄRZTIN: Weil ich es für das sinnvollste halte, Buster zu kastrieren.

[Sowohl Hund als auch Herrchen reagieren darauf gleichfalls schockiert. Im Hintergrund beginnt eine dumpfe Musik, wie sie aus Horrorfilmen und Hitchcock-Klassikern bestens bekannt ist.]

TIERÄRZTIN: Offen gesagt wäre das das einzig richtige. Über eins sind wir uns doch wohl einig: Wir wollen bloß sein bestes. Dieser Eingriff ist im Prinzip nicht schwierig ...

[Ihre Stimme wird immer leiser, obwohl sie weiterredet und KEVIN den Ablauf des Eingriffs erklärt. Die Musik spielt weiter, während die Kamera auf KEVIN gerichtet ist, der immer schockierter und verängstigter wirkt.]

ERZÄHLER: Dann erklärte mit Doktor Ferlinger haarklein, was damit verbunden war. Sie schilderte mir wirklich jede scheußliche Einzelheit. Und als sie damit fertig war, ...

[Dr. Ferlingers Stimme klingt wieder normal; die Musik endet abrupt.]

TIERÄRZTIN: Also, wie hast du dich entschieden ?

ERZÄHLER: ... blieb wieder mal alles an mir hängen.

INT. ABEND. KÜCHE
KEVIN ist wieder zu Hause und findet NORMA, JACK und WAYNE in der Küche vor. NORMA steht am Waschbecken, während WAYNE und JACK am Tisch sitzen und reden.

KEVIN: Mom, Dad, Wayne ... [Pause] Ich bin beim Tierarzt gewesen.

WAYNE: [gelangweilt] Und ?

KEVIN: Na ja ... [schweigt]

NORMA: [besorgt] Schatz, dem Hund fehlt doch wohl nichts ?

KEVIN: Oh, noch fehlt ihm nichts. Ich meine ...

ERZÄHLER: [selbstsicher] Es hatte keinen Sinn, es hinauszuzögern. Das war eine Familienangelegenheit. Das ging alle etwas an.

KEVIN: [leise] Wißt ihr ...

ERZÄHLER: Also erzählte ich es ihnen.

KEVIN: Sie sagt, das wäre die einzig richtige Lösung.

ERZÄHLER: Dann erklärte ich ihnen haarklein, was damit verbunden war. Ich schilderte ihnen wirklich jede scheußliche Einzelheit. Und - als ich damit fertig war ...

[NORMA, JACK und WAYNE reagieren nicht anders als KEVIN auf diese Schilderung. Auf ihren Gesichtern zeigt sich schockiertes Entsetzen und Ekel. Als KEVIN fertig ist, blickt WAYNE entsetzt das Messer in seiner Hand an und läßt es in der Totenstille auf den Fußboden fallen. Während NORMA KEVIN immernoch schockiert ansieht, schlagen WAYNE und JACK sicherheitshalber die Beine übereinander.]

ERZÄHLER: ... hatte ich diese schwere Entscheidung auf sie abgewälzt.

JACK: [leise] Mmh. Das hat sie also gesagt ?

[BUSTER beginnt wieder zu bellen.]

ERZÄHLER: Wenigstens war ich die Last nun los. Dieses Problem war zu groß für einen einzelnen Jungen. Jetzt würde sich die Familie damit befassen. Gemeinsam. Einer für alle, alle für einen.

WAYNE: Ich muß mal kurz raus. [zwängt sich an KEVIN vorbei ins Wohnzimmer]

NORMA: Ich sollte die Wäsche zu Ende waschen. [geht ebenfalls]

JACK: Ähm, heute ist eine Glühbirne im Bad durchgebrannt. Die werd ich auswechseln.

[JACK zwingt sich in leises Lachen heraus und geht dann. KEVIN und BUSTER bleiben allein in der Küche zurück.]

KEVIN: Ich, äh ... Ich muß den Müll raustragen. Ja. [läßt den Hund allein in der Küche zurück]

ERZÄHLER: Wie gesagt - einer für alle und alle für einen.

INT. TAG. KÜCHE
Die Familie sitzt am Küchentisch und ißt, während BUSTER im Keller pausenlos bellt.

ERZÄHLER: In den Tagen darauf taten wir krampfhaft so, als würde das Problem nicht existieren.

NORMA: Möchte noch jemand Speck ?

KEVIN: Ja. Danke, Mom.

WAYNE: Ich nehm auch noch welchen.

JACK: Der Kaffee ist gut, Norma.

ERZÄHLER: Es gab nur eine Schwierigkeit: Um das Problem zu ignorieren, mußte man Buster ignorieren. Und um Buster zu ignorieren, mußte man schon der Dorftrottel sein.

[Die Kamera zeigt WAYNE, der als einzigster überhaupt nicht auf BUSTERs pausenloses Bellen zu reagieren scheint.]

ERZÄHLER: Meine Familie war aufgeschmissen. Dummerweise lag der einzige Ausweg in den geübten Händen eines Chirurgen.

INT. TAG. WERKSTATT
KEVIN arbeitet in der Schulwerkstatt. Mr. NESTOR, der Werklehrer, zeigt ihm wie man mit einer Kettensäge einen Holzbalken zerlegt.

NESTOR: Okay, Pappnase. Du bist dran.

[Er gibt KEVIN die Säge und sieht zu, wie dieser damit umgeht.]

NESTOR: [verärgert] So doch nicht ! Deine Finger, Junge ! Hast du welche zuviel, die du absägen willst ?

KEVIN: Tut mir leid. Ich bin in letzter Zeit ... irgendwie zerstreut.

NESTOR: Zerstreut ? Häh ? Wieso denn ?

KEVIN: Wissen Sie - es geht um meinen Hund. Er benimmt sich daneben. Er ... bellt ständig, frißt Schuhe an ...

NESTOR: Bellt ständig ? Häh ? Oh, ich hatte auch mal so'n Problem. Ich kenne das gut !

ERZÄHLER: Augenblick mal ! Konnte mir dieser Mann vielleicht helfen ? Hatte er Erfahrung auf diesem Gebiet ? Hatte er vielleicht sogar eine Lösung parat ?

KEVIN: Sie haben einen Hund ?

NESTOR: Ich hatte einen. Smoogy.

[Eine langsame, tragende, nostalgische Musik beginnt, während Mr. NESTOR in Erinnerungen schwelgt.]

NESTOR: Ja, das war ein Kumpel, wie er im Buche steht. Er hat mich durch schwere Zeiten begleitet, der kleine Teufel. Er hat ein Bein verloren. Er hat die erste Mrs. Nestor gehaßt. Nein, so einen treuen findet man heute nirgends mehr. Ach, ich hätte wirklich alles für meinen Kleinen gemacht.

ERZÄHLER: Eine Sekunde hätte ich diesen Kerl küssen können !

KEVIN: Und ... was haben Sie gegen sein Bellen getan ?

NESTOR: Er wurde einfach kastriert !

[Die Musik wird mit einem Knall abrupt beendet.]

INT. NACHT. KELLER
BUSTER sitzt einsam im Keller und bellt pausenlos, ...

INT. NACHT. KEVINS ZIMMER
... was auch in KEVINs und WAYNEs Zimmer zu hören ist. Beide versuchen zu schlafen, was aber dank BUSTER nicht gelingt. Gereizt wirft WAYNE ein Kissen an KEVINs Kopf.

KEVIN: Hey !

WAYNE: Okay, Blödsack, hör gut her ! Jedesmal, wenn dein Hund bellt, kriegst du von mir was an den Schädel !

[Der Hund bellt nochmal - und KEVIN bekommt wieder etwas an den Kopf.]

KEVIN: [wütend] Hey, Wayne, hör jetzt auf !

WAYNE: [wütend] Geh und sag dem Hund, er soll das Maul halten !

[Während WAYNE noch spricht, öffnet sich die Tür und JACK sieht herein.]

JACK: [wütend] Verdammt, Kevin ! Eigentlich wollte ich noch was tun !

KEVIN: Ich hab ihn ja schon im Keller eingeschlossen !

JACK: Dann versuch was anderes ! [schließt die Tür]

ERZÄHLER: Unsere Familiengemeinschaft fiel auseinander. Es stand fest, daß jemand etwas unternehmen mußte.

[BUSTER bellt noch einmal und wieder muß KEVIN dafür büßen.]

INT. NACHT. KELLER
KEVIN kommt zu BUSTER in den Keller.

ERZÄHLER: Und wie üblich war ich dieser Jemand. Es war Zeit, mit dem Hund ein Hühnchen zu rupfen.

KEVIN: Komm schon, Buster. Gönn mir 'ne Pause. Gönn uns allen 'ne Pause. Paß mal auf: Buster, wenn du nicht mehr bellst, müssen wir vielleicht nicht zum Tierarzt. Und glaub mir, da willst du ganz bestimmt nicht hin.

ERZÄHLER: Aber irgendwie hatte ich den schleichenden Verdacht, daß alle Logik dieser Welt an diesem Hund einfach vollkommen abprallte ! Also blieb mir nur eine Möglichkeit.

KEVIN: Guter Hund. Lieber Hund.

ERZÄHLER: Buster und ich trafen ein Abkommen: Er bellte nicht mehr - und ich schlief nicht mehr.

INT. NACHT. KEVINS ZIMMER
Ab sofort bekommt der Hund den meisten Platz von KEVINs Bett. Während dieser an eine Bettkante gekauert daliegt und immer wieder aus dem Bett fällt, geht es BUSTER anscheinend blendend.

ERZÄHLER: Der Mann, der gesagt hat, der Hund sei der beste Freund des Menschen, muß ein riesen Doppelbett gehabt haben.

INT. NACHMITTAG. WOHNZIMMER
KEVIN kommt nach Hause und setzt sich erst einmal erschöpft auf die Couch.

ERZÄHLER: Immerhin schien das Problem damit vorerst gelöst zu sein. Kein ***, kein Fiepen - nichts.

KEVIN: Wurde auch Zeit.

ERZÄHLER: Auf ein bißchen Schlaf zu verzichten, war besser, als schlafende Hunde zu wecken.

[WAYNE schaut plötzlich um eine Ecke herum ins Wohnzimmer und stellt sich dann hinter seinen dösenden Bruder.]

WAYNE: [sanft] Hey Kevi ... Was tust du da ?

KEVIN: [gereizt] Was ist ? Ich wollte ein Nickerchen machen !

WAYNE: Nichts weiter. Ich hätte nur 'ne kleine Information: Buster - hat Dads Schriftkram zerkaut.

[WAYNE hält dem entsetzten KEVIN einige Blätter vor die Nase, die halb zerfetzt und in der Mitte zerrissen sind. KEVIN springt auf und rennt zu JACKs Arbeitszimmer, bleibt aber in der Tür stehen, als er den Schaden sieht, den BUSTER angerichtet hat. Dieser liegt freudig schwanzwedelnd auf dem Bett inmitten eines riesigen Haufens zerfetzter Blätter.]

WAYNE: [lacht schadenfroh] Ein Glück, daß er nicht mein Hund ist ! [lacht weiter]

ERZÄHLER: Es war ziemlich klar, was passieren würde, wenn mein Vater davon erfuhr.

WAYNE: [normal] Er geht sicher nicht mit ihm zum Arzt - sondern zum Tierpräparator ! [lacht wieder und geht]

EXT. TAG. PARK
BUSTER und KEVIN sitzen auf einer Bank am Rand einer großen Wiese.

ERZÄHLER: Ich spielte mit dem Gedanken, Buster in die Nachtmaschine nach Sibirien zu setzen, aber ich wußte, daß Dad ihn früher oder später finden würde. Also ging ich mit ihm in den Park.

KEVIN: Du wirst 'nen Haufen Ärger kriegen ! Ist dir klar, was du getan hast ? Die Sache ist todernst, okay ? Das ist nicht witzig !

ERZÄHLER: Doch plötzlich hatte ich die Diskussion mit dem blöden Vieh satt, das sich strikt weigerte, vernünftig zu sein !

[BUSTER sieht ihn groß an und bellt.]

KEVIN: Na gut - bitte. Bell dich von mir aus heiser. Ist mir egal. Ich hab's jetzt endgültig aufgegeben. [Pause] Ist es wirklich zuviel verlangt, sich mal ein bißchen anzupassen ? Ich meine, sind wir nun deine Familie oder nicht ?

ERZÄHLER: Und dann bekam ich die Antwort darauf.

["Morgenstimmung" aus Edward Griegs "Peer Gynt"-Suiten beginnt, als BUSTER eine Hündin mit langem, weißen Fell und Schleifchen entdeckt, die über die Wiese rennt und sich ab und zu schüttelt. Nach kurzem Zögern rennt er ihr hinterher. Sie beschnuppern sich - und rennen zusammen weiter.]

KEVIN: [ruft] Buster, komm her ! [lange Pause] Du hast noch genau eine Chance ! Die würd ich gut nutzen !

[BUSTER kommt natürlich nicht zurück und verschwindet mit der Hündin. KEVIN rennt ihnen schließlich hinterher.]

EXT. ABEND. STRASSE
KEVIN läuft langsam - und allein - die Straße entlang. Ein Mädchen mit einem Hund läuft an ihm vorbei, und er sieht dem Hund kurz hinterher.

INT. ABEND. WOHNZIMMER
NORMA und JACK sitzen vor einem riesigen Stapel neu zusammengepuzzelter Blätter und haben immernoch eine Menge Schnipsel vor sich, als KEVIN zurückkommt. WAYNE sitzt ebenfalls da und sieht fern.

NORMA: Warte, ich glaube, ich hab das Stück.

JACK: Ja, das paßt. Und wo soll das hin ?

NORMA: Leg es erstmal beiseite.

JACK: Hier ist nochwas.

NORMA: Das paßt hier ran. [erblickt KEVIN] Kevin ! Wo bist du gewesen ?

KEVIN: [leise, traurig] Ich war im Park. Buster hat sich losgerissen. Er ist 'ner Hündin nachgerannt.

JACK: [ruhig] Hast du gesehen, was er getan hat ? [wütend] Ich schlag mir die Nacht um die Ohren, um diese Puzzelteilchen zu sortieren !

KEVIN: Tut mir leid.

ERZÄHLER: Aber plötzlich kam mir Dads zerfetzter Bericht gar nicht mehr so wichtig vor.

[KEVIN setzt sich auf einen Sessel, starrt vor sich und klopft mit den Fingern auf die Armlehne.]

WAYNE: [horcht kurz; dann leise] Hey, wo ist der blöde Köter ?

KEVIN: [nach einer Pause; traurig] Er ist mir abgehauen. Ich denke, er wollte hier raus. Ich hab ihn hängenlassen. Und ihr wart auch nicht besser.

JACK: [nach einer Pause] Ich zieh mich an.

EXT. NACHT. STRASSE
Alle vier fahren langsam im Auto eine der Straßen entlang. Jeder sitzt an einem Fenster und ruft immer wieder BUSTERs Namen.

ERZÄHLER: Ich glaube, an diesem Abend wurde uns allen etwas klar, über Buster, über uns selbst. Darüber, was es heißt, eine Familie zu sein. Manchmal reicht es einfach nicht, die schönen Zeiten zu geniessen, die niedlichen Zeiten. Manchmal geht die Arbeit erst los, wenn die Welpen groß werden. Dann steht man vor schweren Entscheidungen.

JACK: Okay - wir suchen ihn morgen weiter, wenn's hell ist.

ERZÄHLER: Aber wir wußten alle, daß das aussichtslos war. Wir hatten ihn verloren - und würden ihn auf keinen Fall jemals wiederfinden.

[Plötzlich fällt eine Mülltonne neben dem Auto um und ein Hund beginnt zu bellen.]

ERZÄHLER: Doch dann - fand Buster uns !

KEVIN: Buster !

[Sie lassen Buster ins Auto und begrüßen ihn freudig.]

INT. TAG. KÜCHE
Alle sitzen am Tisch und essen. BUSTER sitzt auf dem Fußboden und wartet.

ERZÄHLER: Am nächsten Morgen sind wir alle gemeinsam mit Buster zum Tierarzt gefahren, und in gewisser Weise kann man sagen, daß Busters Verlust auch gleichzeitig sein Gewinn war.

[Schließlich hat BUSTER lange genug gewartet und macht Männchen, um über den Tischrand blicken zu können.]

ERZÄHLER: Aus dem kleinen Fremden war über Nacht ein Mitglied unserer Familie geworden, ein Mitglied unserer Gemeinschaft. Einer für alle, alle für einen.

[KEVIN hält BUSTER einen Knochen vor die Nase und legt ihn auf den Boden.]

KEVIN: Buster, Buster sieh nur, ein Knochen ! Braver Hund !

ERZÄHLER: Und über die Jahre, in guten wie in schlechten Zeiten, Zeiten der Hoffnung und Veränderung, war er an unserer Seite, als ein stiller Partner - der erste, der mich an der Tür begrüßt hat, als ich nach meinem Highschoolball nach Hause kam, derjenige, der aus dem Fenster starrte, als ich wegfuhr, um ans College zu gehen. Und meine Mutter sagt, er sei noch stundenlang dort stehengeblieben.

CLOSING TITLES
Dieses Transcript wurde von Daniel G geschrieben.



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09/10/01 19:50