Episode 35 - "Auf den Hund gekommen"

Transcript: Daniel Görlich



OPENING TITLES

EXT. TAG. HAUS DER ARNOLDS
(Die ganze Familie Arnold steht auf der Veranda und blickt auf in Richtung Straße.) In jeder amerikanischen Familie gibt es eine feste Hierarchie. Vom gemeinen Fußvolk (Kevin, der ganz rechts steht) über die gehobenen Ränge (Wayne, Karen und Norma) zum Herrn und Meister aller Dinge, ob groß oder klein. Aber für eine Woche im Jahr brach eine Gewalt über die Stadt herein, die selbst mein Vater nicht kontrollieren konnte...

(Die Kamera zeigt einen Wagen, der gerade versucht, rückwärts in die Einfahrt zu kommen.)

JACK: Linksrum lenken. Linksrum lenken!

(Vom Fahrersitz her ertönt eine fröhlich dahinträllerte Melodie, die nicht im geringsten zu Jack's grimmiger Miene paßt.)

Großvater Arnold.

NORMA: Vielleicht solltest du ihm helfen, Jack.

JACK: Er weiß schon, was er tut.

(Albert fährt ein Stück aus der Einfahrt heraus und rammt beinah ein gerade vorbeifahrendes Auto. Er kann jedoch rechtzeitig bremsen.)

ALBERT (fröhlich): Mein Fehler. Entschuldigung. Tut mir leid.

Innerhalb weniger Minuten nach Großvaters Ankunft fand mein Vater eine Reparaturarbeit im Haus, an der er sich aufhielt, bis Großvater wieder verschwand. Ich verstand nur nicht genau, warum.

(Albert fährt die Laterne neben der Einfahrt nieder, was zwar mit einem kleinen Schrecken und Verärgerung seitens Kevins Vater aufgenommen wird, aber anscheinend für niemanden so unerwartet kam.)

JACK (zu Norma): Weißt du, ich sollte mir dringend die Heizungsrohre ansehen.

INT. TAG. KÜCHE
(Albert begrüßt Kevin, während Wayne und Karen am Tisch sitzen. Norma hat ebenfalls in der Küche zu tun. Nur Jack ist nicht anwesend.)

ALBERT (laut): Hey, da bin ich!

(Albert lacht laut, während er Kevin's Hand schüttelt. Plötzlich krümmt er sich und ruft:)

ALBERT: Aua, aua! Aufhören! Du zerquetschst ja meine Hand!

Für mich war Großvater ein lustiger alter Knabe, der Münzen aus meinen Ohren zauberte.

KEVIN: Großvater!

ALBERT: Was treibst du denn noch? Hast du mit Gewichtheben angefangen?

KAREN (hocherfreut): Großvater, das ist ja wirklich wunderschön!

ALBERT: Gut, ich freu mich, daß es dir gefällt. Hat mal deiner Großmutter gehört. Ich wußte ja nicht, ob ihr Kinder sowas überhaupt noch tragt.

KAREN: Es sieht super aus, wirklich!

(Großvaters Geschenk für Karen ist ein Tuch oder ein Schal, daß sie sich erfreut umbinden - jedoch nicht um den Hals, wie Großvater erwartet hatte. Er ist deshalb etwas überrascht, als sie es sich um ihr linkes Knie bindet.)

NORMA: Albert, möchtest du vielleicht etwas trinken?

ALBERT: Nein, nein danke, ich mag nichts. Aber wie wär's mit einem Glas Milch für meinen großen Jungen?

ALBERT und ERZÄHLER (gleichzeitig): Davon wird man nämlich groß und stark!

Wie gesagt: Ein netter, altmodischer Kauz.

ALBERT: Oh, Wayne! (holt eine Trillerpfeife hervor und pustet kurz hinein) Weißt du noch, was das ist?

WAYNE: Nein.

ALBERT: Ach Wayne, natürlich! Als wir noch im alten Haus gewohnt haben, hast du ständig damit gespielt. Du hast sie mit in den Hof genommen und hast gesagt: "Fliegt weg, Vögelchen! Ich komm und hol euch!" (pfeift und lacht noch einmal)

WAYNE (langgezogen): Okay.

NORMA: Wayne, willst du dich nicht bei Großvater für das Geschenk bedanken?

WAYNE: Ach ja, danke. Ich werd sie gleich...ausprobieren. (geht in Richtung Wohnzimmer)

Vielleicht hatte er nicht mehr den richtigen Draht zu unserer Generation.

ALBERT: Komm, runter damit, runter damit! (Er meint Kevin's Milch.)

Aber Großvater hatte etwas an sich, was mir das Gefühl gab, noch einmal fünf zu sein.

ALBERT: Ach, da fällt mir doch etwas ein: Dir hab ich auch ein Geschenk mitgebracht! Das wird noch im Auto liegen.

EXT. TAG. EINFAHRT
(Kevin blickt durch die Fenster des Autos auf den Rücksitz und erblickt einen kleinen, schlafenden Welpen.)

KEVIN (begeistert): Nein, das glaub ich einfach nicht! (hebt den Welpen hoch)

ALBERT (zufrieden und erwartungsvoll): Na, gefällt er dir?

KEVIN: Ich liebe ihn!

ALBERT (lachend): Ja! Als ich das letzte Mal hier war, hast du von nichts anderem geredet, also hab ich gedacht: Wieso nicht?

"Wieso nicht?" Zwei glorreiche Wörter, die die Männer von den Jungen trennen, die Macher von den Schwätzern.

JACK: Wir werden diesen Hund nicht behalten.

Die Großväter von den Vätern.

ALBERT (ironisch): Ich wünsche dir einen guten Tag, John. Schön, dich wiederzusehen.

(Anmerkung: Egal, wie oft und wie genau ich hinhöre - Großvater scheint Jack jedesmal "John" zu nennen. Ich weiß nicht, woran das liegt - vielleicht an der Audioaufnahme, die ich verwende, vielleicht an der Synchronisation. Vielleicht ist es auch absichtlich von David M. Stern ins Drehbuch eingebaut. Auf jeden Fall ist es kein Tippfehler.

JACK: Dad...

KEVIN (flehend): Sei doch nicht so. Bitte, bitte, bitte. Darf ich ihn behalten?

JACK: Er macht zuviel Arbeit.

KEVIN: Jack, ich schaff das. Die Arbeit hast du doch nicht.

ALBERT: Der Junge ist 13 Jahre alt, John.

JACK: Danke, ich weiß, wie alt er ist, und ich weiß auch, was es heißt, sich auf einen Hund im Haus einzulassen.

Das wußte ich auch: Daß sie Stöckchen werfen, Gesicht ablecken, rumtoben...

JACK: Verantwortung!

Das auch.

JACK: Ein Hund knabbert Sachen an. Ein Hund will regelmäßig ausgehen, und ich hab bestimmt keine Lust, morgens um sechs mit dem Hund rauszugehen.

KEVIN: Ich verspreche ja, du mußt nie mit ihm rausgehen.

ALBERT: Gib dem Jungen eine Chance, John. Er braucht doch einen Hund. Außerdem kann ich ihn erst in einer Woche wieder zurückbringen. (zu Kevin) Vielleicht überlegt's sich dein alter Herr bis dahin nochmal.

Da hatten wir's wieder mal. Altmodisch oder nicht - Großvater war ein Seelenverwandter, eine Gebernatur, ein Prinz.

INT. TAG. SOZIOLOGIERAUM
(Kevin und Paul sitzen hintereinander und fragen sich, wie alle anderen auch, was für einen Lehrer sie jetzt wieder bekommen haben. Mr. Corey scheint vor Begeisterung über das neue Thema, das er gerade einleitet, förmlich überzusprühen.)

(Anmerkung: Das Verhalten von Mr. Corey ist einfach unbeschreiblich. Wer diese Folge nicht gesehen, wird wohl kaum irgendwo eine passende Vergleichsperson finden, denn sowohl Coreys Verhalten als auch seine Stimme trotzen jeder Beschreibung. Diejenigen, die diese Folge nicht gesehen haben, stellen sich am besten vor, sie hätten einen begeisterten, aber nicht tolpatschigen Steve Urkel aus "Alle unter einem Dach" vor sich. Das kommt beiden wenigstens einigermaßen nahe.)

MR. COREY (hält eine Kartoffel hoch): Eine Kartoffel! Rein oberflächlich betrachtet eine gänzlich unwichtige, fleischige Knollenfrucht. Nun bedenkt eins: Welches ist der Berührungspunkt dieser Kartoffel mit dem Lauf der Menschheitsgeschichte? Na?

(Er dreht an einem Globus und wartet wohl nicht auf eine Antwort. Dafür wäre die Klasse wohl auch viel zu schockiert. Die meisten starren Mr. Corey nur mit aufgerissenen Mündern an.)

MR. COREY: Genetik! Die Weitergabe gewisser Züge von Generation zu Generation - wie unser Projekt zeigen wird. (holt einen großen Sack hinter seinem Tisch vor) So, los geht's. Teilt sie aus. Laßt sie rumgehen.

KEVIN (leise zu Paul) Was treibt er da?

PAUL (leise): Was weiß ich?

Tatsache war, daß ich mich fragte, was ich in Mr. Corey's Klassenzimmer trieb, während ich zu Hause mit einem Welpen hätte spielen können.

MR. COREY: Paßt auf: Als Hausarbeit tut ihr folgendes: Ihr nehmt eure persönliche Kartoffel, legt sie in ein großes Glas und notiert die Veränderungen. Vererbung! Wir lernen von Mutter Natur!

EXT. TAG. GARTEN
(Jack versucht, einen Fensterrahmen wieder richtig in eines der Garagenfenster einzusetzen, während Albert seine sicherlich Warnungen auf ihn losläßt. Kevin spielt währenddessen mit dem Welpen im Garten.)

ALBERT: Sei ja vorsichtig mit dem Rahmen!

JACK: Dad, dieser Rahmen ist aus massivem Holz. Von einmal draufhauen geht der nicht kaputt.

Also, was das Lernen der Vererbungslehre anging, bekam ich zu Hause einen Schnellkurs.

ALBERT (zu Jack): Vorsichtig, Junge, vorsichtig!

Und plötzlich, mittendrin, geschah etwas schreckliches. Ich war dabei, mich zu verlieben.

JACK: Dad, ich baue diese Fenster nun seit 20 Jahren ein. Ich weiß genau, was ich tue.

ALBERT: Ja, ja.

KEVIN: Sitz, sitz! Ja, brav. Hey, Dad! Dad, sieh nur!

JACK (genervt): Was willst du denn?

KEVIN: Dad, sieh mal!

(Kevin will seinem Vater zeigen, wie brav der Welpe sitzt, aber das tut dieser nicht mehr. Statt dessen macht er sich unter einem Baum zu schaffen und scheint in einem Sack irgendetwas entdeckt zu haben.)

JACK (gereizt): Kevin! Nimmst du bitte den verdammten Hund wieder an seine Leine!

Schon gut, schon gut!

(Während Kevin den Welpen wieder an die Leine nimmt, hat Albert es geschafft, den Fensterrahmen perfekt einzupassen.)

ALBERT: Nicht übel für einen alten Mann, hä?

INT. ABEND. WOHNZIMMER
(Die ganze Familie samt Großvater sitzen oder liegen vor dem Fernseher. Kaum einer achtet auf das gerade laufende Program.)

MANN #1: Na, das sieht wohl nach einer recht guten Saison für dich aus.

MANN #2: Na, darauf kannst du dein süßes Popochen verwetten. (lacht)

ALBERT: "Popochen"? Was soll das sein, "Popochen"?

An diesem Abend fiel mir auf, daß es da eine Verbindung gab. Jedesmal, wenn Großvater den Mund aufmachte, starrte mein Vater das Hündchen noch etwas finsterer an.

ALBERT: Über sowas lachen die Leute heutzutage? "Popochen"?

KAREN: Das ist nichts, worüber man...sich totlachen würde. Es ist eher...lockere Komik zum Entspannen.

ALBERT: Willst du was wirklich komisches sehen? Dann guck dir ein paar alte "Honeymooner"-Folgen an!

Einen Moment mal! Was war das?

NORMA: Oh, das ist Jack's Lieblingssendung.

ALBERT: Oh, wirklich?

JACK: Es gibt nichts besseres.

ALBERT: Hast du die Folge gesehen, wo Donald und Ralph zusammen das Hotel kaufen?

(Anmerkung: Ich weiß nicht genau, von welcher Serie Grampa hier erzählt - vermutlich habe ich sie noch nie gesehen. Falls also einige Namen falsch identifiziert sind, hoffe ich einfach auf Verständnis.)

(Jack lacht amüsiert.)

Das war ja fantastisch! Durch einen wunderbaren Zufall war Großvater über die eine Sache gestolpert, die meinen Vater wirklich zum Leben erweckte.

ALBERT: In der einen Folge vergißt doch Ralph einfach Alice' Geburtstag!

(Alle lachen amüsiert.)

NORMA: Die war wirklich herrlich!

JACK: Ja, ja. Die kenne ich auch.

(lacht) Woher sollte Großvater auch wissen, daß Jack's Immitation von Ralph Cramdon legendär war? Zumindest bei uns zu Hause.

NORMA (erwartungsvoll): Jack? Los, mach mal Ralph Cramdon nach!

KEVIN: Au ja, bitte!

ALBERT: Daß du Leute immitieren kannst, wußt ich gar nicht.

JACK: Tja, ich auch nicht.

NORMA: Ach, einmal nur, bitte!

KEVIN: Wir wollen's gern sehen.

JACK (räuspert sich; dann mit einer tiefen Stimme): Eines Tages, Alice, schießen ich - peng! - Jim auf den Mond!

(Betretenes Schweigen.)

NORMA: Schätzchen, das haben wir aber schon besser gesehen.

JACK: Es geht nur richtig, wenn ich genug Ellenbogenfreiheit hab.

NORMA: So?

Gut, das war die Aufwärmrunde. Nun wurde es für Jack Zeit, alle Register zu ziehen. Zeit für die patentierte Ed-Norton-Namensnummer.

(Jack steht auf, zögert kurz und präsentiert seine Immitation dann mit lauter, wütender, tiefer Stimme und übertriebenen Gesten.)

JACK: Norton, oder wie du heißt...

(Die Familie kringelt sich vor Lachen. Nur Albert guckt grimmig drein.)

Gerade als es aussah, als würde die Sonne nie wieder scheinen, fingen die Wolken an, aufzubrechen.

ALBERT (entsetzt): Das sollte Gleason sein? Das hört sich doch nicht an wie Gleason.

(Wieder Schweigen.)

Doch dann kam der Regen.

(Der Hund bellt zweimal und Jack sieht zu ihm nach unten. Was er sieht, stimmt nicht gerade fröhlich.)

NORMA: Oh, ich hol ein paar Papiertücher, Schatz.

INT. ABEND. KELLER
(Kevin sitzt mit dem Hund auf dem Arm auf der Couch und hört Jack zu, der vor ihm auf- und ab schreitet.)

JACK: Ich gehe morgen früh um sieben aus dem Haus. Bis dahin ist der Hund ausgeführt und gefüttert. Ist das soweit klar? Ich will außerdem, daß der Hund im Keller bleibt. Ausführen tust du ihn nach vor Schule und abends, wenn du die Hausaufgaben fertig hast. Noch Fragen?

KEVIN (schnell): Nein.

Nein. Es war mir ziemlich klar. Was auch immer zwischen Jack und Großvater los war - es lief auf eins hinaus: Genetisch gesehen...

(Der Hund hat das Glas mit der Kartoffel gefunden und es auf den Boden geworfen und ist dabei, die Kartoffel aufzufressen.)

...war ich ganz schön auf den Hund gekommen.

INT. TAG. SOZIOLOGIERAUM
(Die nächste Soziologiestunde bei Mr. Corey.)

MR. COREY (ungläubig, beinah schmerzerfüllt): Der Hund hat...deine Hausarbeit gefressen?

KEVIN: Äh, äh...ich...ich weiß, das hört sich verrückt an...

PAUL: Mr. Corey? Ich kenn ich schon 13 Jahre. Ehrlich, er würde nie bei sowas lügen.

MR. COREY (am Boden zerstört): Der Hund hat deine Hausarbeit gefressen!

VERSCHIEDENE HANDLUNGSORTE, IM HAUS UND IM FREIEN
(Während der erzähler berichtet, sieht man Kevin, wie er versucht, den Hund im Zaum zu halten.)

Im Laufe der nächsten paar Tage wurde eins sonnenklar: In der Schlacht Junge gegen Welpe mußte ich die Oberhand gewinnen, mochte es kosten, was es wolle. Egal, wie groß das Opfer sein würde. Egal, wie spät es war. Es stand der Mensch gegen die Bestie. Ein Kampf bis zum letzten Blutstropfen. Es gab nur ein kleines Problem: Die Bestie war dabei zu gewinnen.

EXT. TAG. EINFAHRT
(Jack ist mit der Laterne beschäft, die Großvater umgefahren hatte, als Kevin vorbeikommt. Albert steht neben seinem Auto, das immernoch ganz vorne in der Einfahrt steht.)

ALBERT: Du arbeitest ganz schön schwer, was?

KEVIN: Ja, ich denke schon.

ALBERT: Ist nicht leicht, einen Welpen aufzuziehen. Die härteste Aufgabe, die es gibt.

KEVIN: Er lernt ganz gut.

ALBERT: Ich sag dir was: Ein netter, hart arbeitender Kerl wie du hat doch sicher nichts dagegen, wenn ich mit ihm auf einen hübschen Bananensplint in die Eisdiele fahre, hä?

JACK: Wo wollt ihr hin, hä?

ALBERT: Ich wollte dem Jungen einen sch”nen Eisbecher spendieren. Komm doch mit, wenn du willst.

JACK (zu Kevin): Warst du schon mit dem Hund draußen?

KEVIN: Ich wollte mit ihm rausgehen, wenn wir wieder da sein.

JACK: Du gehst jetzt mit ihm raus.

KEVIN: Aber Dad...

ALBERT: Sei doch mal etwas nachsichtig mit dem Jungen! Das kann doch 20 Minuten warten.

JACK: Nein, das kann keine 20 Minuten warten. Wenn der Hund raus muß, dann wartet er keine 20 Minuten. Möchtest du gern 20 Minuten warten?

ALBERT: Nicht, wenn ich Eis essen möchte.

KEVIN: Ich geh dann glaub ich doch mit dem Hund, Großvater.

ALBERT: Na gut, ganz wie du willst. Aber es ist wirklich eine Schande, daß ich meinen Enkel nicht mal ein bißchen verwöhnen darf.

(Kevin geht in Richtung der Seitentür, die in die Küche führt. Jack folgt ihm.)

JACK: Kev! Kevin, warte mal!

(Kevin bleibt stehen und dreht sich zu Jack um.)

JACK: Hör mir zu: Es sieht bestimmt so aus, als sei ich etwas hart zu dir...

Hart? Ach! Auch nicht härter als, sagen wir, Dschingis Khan.

JACK: ...aber glaub mir, das hat einen Grund.

Okay, okay. Ich war bereit, mir den Grund anzuhören.

JACK: Es liegt daran...

(Albert startet den Motor seines Autos...)

JACK: ...weißt du...

(...und fährt wieder gegen die Laterne.)

JACK (wütend): Verdammt! Dad!

ALBERT: Warum stellst du dieses Ding auch so dicht an die Einfahrt?

JACK: Wieso kannst du nicht auf der blöden Einfahrt bleiben?

KEVIN: Dad?

JACK (schreit): Was?

KEVIN: Was wolltest du denn sagen?

JACK: Das würdest du sowieso nicht verstehen. Es geht um Väter und Söhne. (geht)

KEVIN: Oh.

INT. ABEND. WOHNZIMMER
(Die ganze Familie und Albert sitzen am Eßtisch im Wohnzimmer. Albert und Jack sitzen sich gegenüber.)

NORMA: Na, wie schmeckt's euch denn?

ALBERT: Köstlich, Norma. Könnte nicht besser sein.

Ja, äh, könnte nicht besser sein. - Väter und Söhne? Ich würde es nicht verstehen? Was hatte Jack damit gemeint?

(Albert stochert kurz in seinem Essen herum.)

JACK: Was ist denn nun los?

ALBERT: Gar nichts. Gar nichts. (zu Norma) Hast du, äh...Hast du Pfeffer an die Kartoffeln getan?

NORMA: Oh, Albert. Es tut mir so leid. Das hab ich ganz vergessen.

ALBERT: Ach, schon gut.

JACK: Was vergessen?

ALBERT: Blähungen. Davon krieg ich Blähungen.

(Wayne kichert kurz, reißt sich dann aber zusammen.)

NORMA: Oh, möchtest du einen Maiskolben stattdessen?

ALBERT: Nein, ich glaube nicht. Da hängt immer alles zwischen den Zähnen.

NORMA: Ich wollte morgen ein bißchen einkaufen. Vielleicht kann ich dir ja was mitbringen?

ALBERT: Norma, nun sei aber nicht albern. Du kaufst das ein, was du immer einkaufst.

JACK: Natürlich. Damit du wieder den ganzen Tag was kochst, was er nicht ißt.

KAREN: Großvater, versuch doch mal ein Brötchen. Die dürften leicht zu verdauen sein.

JACK: Brötchen kann er nicht essen. Richtig, Dad?

ALBERT (leise): Kann ich nicht.

JACK (laut): Sag ihr, woran es liegt, Dad!

ALBERT: An der Stärke.

JACK: Zuviel Stärke, Norma!

KAREN: Äh, Mom, ich muß gehen. (steht auf)

WAYNE: Ich muß auch los. (folgt Karen)

JACK: Norma hat für dieses Essen eine Menge Zeit gebraucht. Das mindeste, was du tun könntest...

ALBERT: John! Von Pfeffer krieg ich Blähungen, okay? An diesem Essen ist Pfeffer dran.

JACK: Vergiß den blöden Pfeffer! Ich spreche über etwas Respekt, Dad.

KEVIN: Kann ich dazu auch mal was sagen...

JACK: Kevin, du hältst dich da raus!

NORMA (leise): Schätzchen...

KEVIN: Ist schon gut, Mom. (steht auf)

ALBERT: Was willst du denn von mir hören?

JACK: Was willst du denn von mir hören? Du fällst hier ein, mäkelst an Normas Essen rum, fährst meine Laterne kaputt und bringst auch noch einen Hund mit.

ALBERT: Der Hund ist ein Geschenk gewesen, John! Was willst du von mir?

(Kevin hat sich in den kleinen Geräteraum verkrochen, den man nur durch die Küche erreichen kann und wo schon sein Hund auf ihn wartet und ihn begrüßt. Kevin krault ihn. Jack und Albert streiten sich weiterhin.)

ALBERT (schreit; durch die Wände gedämpft): Was hast du gegen den Hund?

JACK: Was hast du dir dabei gedacht, einen Hund ins Haus zu bringen?

ALBERT: Na und? Was soll das, der Hund ist gut für den Jungen.

Sie stritten immer weiter. Sie merkten nicht mal, daß ich weg war.

INT. ABEND. WOHNZIMMER
(Albert und Jack streiten immer noch. Norma arbeitet schon wieder in der Küche, als Kevin mit dem Hund auf dem Arm aus dem Geräteraum kommt und langsam in Richtung Wohnzimmer geht.)

JACK (schreit): Ein Hund! Du hast mich ja nicht mal um Erlaubnis gefragt!

ALBERT (schreit zurück): So, jetzt brauch ich also deine Erlaubnis, um meinem Enkelsohn einen Hund zu schenken!

JACK: Ja, Dad. Meine Erlaubnis. Ist das zuviel verlangt?! Das ist mein Haus! Ich sag dir schon nicht, wann du kommen und gehen sollst...

ALBERT: Oh, wenn du meinst, daß ich gehen soll, gut...

JACK: Die Entscheidung triffst du!

KEVIN (leise): Dad?

ALBERT: Ich würde noch heute gehen - wenn ich meine richtige Brille dabei hätte.

JACK: Du fährst also ohne Autofahrbrille durch die Gegend!

KEVIN (leise): Großvater?

JACK (brüllt): Wie kannst du nur deine Autofahrbrille vergessen!

ALBERT (nicht so laut, aber bestimmt): Ich hab sie eben vergessen. So einfach ist das.

KEVIN (schreit dazwischen): Hört endlich mal zu!

Ich wollte, daß sie mir sagten, warum sie sich stritten, warum sie einander dauernd verletzen mußten, warum sich die beiden Männer, die mir die ganze Welt bedeuteten, wie Kinder benahmen. Aber vor allen Dingen wollte ich, daß sie aufhören.

KEVIN (leise, betrübt): Hier. (gibt Albert den Welpen; Pause) Ich will den Hund nicht.

INT. NACHT. KEVIN'S ZIMMER
(Kevin liegt wach in seinem Bett.)

In dieser Nacht dachte ich über das Geschenk nach, daß mir Großvater mitgebracht hatte. Darüber, wie einfach es früher war, Geschenke zu machen.

(Alte Videoaufnahmen zeigen, wie Albert, Kevin ein Geschenk mitgebracht hat und mit ihm spielt, wie Kevin sich freut und wie sehr sich die anderen freuen.)

Damals, als das Leben wie ein riesiges Füllhorn voller Geschenke war, das nie leer sein würde.

(Die Tür öffnet sich und Albert sieht ins Zimmer. Kevin schließt schnell die Augen und tut so, als ob er schliefe.)

ALBERT (leise): Junge! Bist du noch wach?

(Albert schließt die Tür wieder und geht. Kevin öffnet die Augen wieder. Eine Träne kullert ihm über die Wange, und er wischt sie ab, aber eine zweite folgt.)

INT. MORGEN. KEVIN'S ZIMMER
(Der nächste Morgen. Kevin schläft noch, wacht aber auf, als in der Nähe sein Hund bellt.)

EXT. MORGEN. VERANDA
(Kevin kommt mit seiner Jacke aus dem Haus und sieht Jack, der im Jacket neben der Einfahrt steht und den Hund an der Leine hat. Albert's Auto steht nicht mehr da. Kevin schließt die Tür hinter sich und geht langsam zu Jack hinüber.)

Ich hätte wohl glücklich sein sollen, aber ich war es nicht.

JACK (leise): Im Grunde ist er nicht übel. Ich meine, er hat Charakter.

KEVIN: Warum ist Großvater wieder weg? (Pause) Dad, wolltest du ihn etwa loswerden?

JACK: Niemand wird deinen Großvater los, bevor er freiwillig geht.

KEVIN: Oh.

JACK: Großvater und ich hatten eine kleine Unterhaltung, bevor er gefahren ist. Naja, eine Art Unterhaltung. (zögert kurz) Über eins sind wir uns einig: Du, ähm, du solltest den Hund behalten.

KEVIN (aggressiv): Tatsächlich?

JACK (brummt zustimmend): Mmh. Wir dachten auch...

KEVIN (trotzig): Ich will ihn nicht.

Ich wollte ihn wirklich nicht. Ich hatte die Nase voll von dem Welpen. Ich war es leid, nur eine Schachfigur zu sein.

KEVIN: Erst sagst du, es kommt kein Hund ins Haus, und dann soll ich ihn behalten. Was ist mit meiner Entscheidung? Zählt die etwa gar nicht?

JACK: Natürlich zählt die.

KEVIN: So verhältst du dich nur leider nicht.

(Jack lächelt und lacht leise.)

KEVIN (wütend): Was gibt's da zu lachen?

JACK: Du hast mich eben an jemanden erinnert. (betrübt) Ich weiß auch nicht. Es liegt wahrscheinlich in der Familie. (kurze Pause) Ich hoffe, du entschließt dich, ihn zu behalten, Kev. (noch eine Pause) Wir brauchen einen Hund. Du, ich, Großvater...Ich glaube, das ist gut für uns.

Und aus irgendeinem Grund - vielleicht lag es daran, wie er es sagte - fing ich an zu verstehen.

JACK: Uns fehlt ein Hund, Junge.

Er gab mir keinen Befehl. Mein Vater bat mich...um Hilfe.

KEVIN: Er hat noch keinen Namen.

JACK: Naja, wir überlegen uns einen Namen.

Als ich an diesem Morgen so auf der Straße stand, mit dem Mann, der mein Vater war, der Sohn meines Großvaters und der eines Tages der Großvater meiner Söhne sein würde, wurde mir etwas klar: Das nicht alle Geschenke einfach sind und das manche Schlachten aus Liebe geführt werden.

JACK: Gönnen wir ihm etwas Auslauf.

(Kevin und Jack gehen gemeinsam die Straße hinunter, während die Kamera ihnen nachblickt.)

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08/21/01 21:20