Episode 34 - "Oh diese Frauen"

Transcript: Daniel Görlich



OPENING SEQUENCE

INT. TAG. KELLER
(Kevin, Paul und Carla spielen im Keller der Arnolds das "Spiel des Lebens." Carla ist dran mit Drehen.)

Im Spiel des Lebens kann man sich auf wenig verlassen.

PAUL (liest vor): "Autounfall. Zahlen Sie 5000 Dollar, wenn Sie nicht versichert sind." Rück raus damit, Carla ! (Pause) Jetzt du, Kev!

(Kevin dreht.)

Tatsächlich werden die meisten Dinge dem Zufall überlassen.

KEVIN: "Sie wollen heiraten." Gib mir 'ne rosa Figur.

Carla: Wer ist sie, Kevin?

PAUL: Marsha Brady. Nein, nein, Nancy Sinatra.

(Anmerkung: Marsha Brady ist die älteste Tochter in einer amerikanischen Kultserie der sechziger Jahre: "The Brady Bunch".)

Auf jedes Töpfchen paßt ein Deckelchen, wird gesagt. Aber die Suche nach diesem Menschen, der an unserer Seite durch's Leben gehen will, ist eine ernste Angelegenheit. Besonders, wenn man 13 ist.

KEVIN: Paul, du bist dran.

Es ist ein Prozeß voller Versuche, Irrtümer und gelegentlicher Glücksfälle.

INT. TAG. CHEMIERAUM
(Chemieunterricht bei Mr. Cantwell. Kevin beobachtet Susan Fisher und Donald Wallach, die an einem Tisch gemeinsam an einem Chemieexperiment arbeiten. Kevins Partnerin ist Linda Sloan, aber Kevin hat nur Augen für Susan, während Mr. Cantwell im Schutzanzug ein Experiment vorführt.)

Ja, und wenn man Glück hat, dann funkt es.

MR. CANTWELL: Ihr solltet das zu Hause nicht ausprobieren.

Ah, ja. Die Chemie.

MR. CANTWELL: Fahrt mit euren Experimenten fort. Vergeßt nicht, das Schlüsselwort heißt "Beobachtung".

(zustimmend) Ah. Man konnte eine Menge lernen, indem man Susan Fisher beobachtete.

MR. CANTWELL: Miss Fisher, lies du bitte den nächsten Absatz aus dem Chemiebuch vor!

SUSAN: Das folgende Experiment beschäftigt sich mit Natrium und Chlor, den beiden Bestandteilen des Kochsalzes.

In Susan vereinigte sich das ganze Periodensystem der Elemente. Sie war hinreißend, exotisch und - dank Donald Wallach - völlig unerreichbar. Trotzdem - irgendetwas an der Art und Weise, wie diese Frau...

SUSAN: Auf diese Weise entsteht Natriumchlorid.

...sagte, brachte mein Blut zum Kochen.

(Linda holt Kevin aus seinen Träumen, indem sie ihm ein Reagenzglas unter die Nase hält.)

KEVIN: Hey!

LINDA: Paß gut auf, oder du verbrennst dich.

Linda Sloan wiederum war...naja, meine "Laborpartnerin".

KEVIN: Ich passe die ganze Zeit auf.

LINDA (ironisch, aber nicht unfreundlich - eher amüsiert): Natürlich, Kevin.

Sie war pfiffig, witzig und...äh, angenehm.

MR. CANTWELL: Mischt die Substanzen miteinander und tretet etwas zurück.

LINDA: Sind wir dafür bereit?

KEVIN: Noch bereiter werden wir nicht.

(überschwenglich) Keine Frage: Linda war wirklich, wirklich...(ernüchtert) ein toller Kumpel.

(Das Experiment geht schief. Nichts passiert, während es in Susan und Donald's Reagenzglas blubbert und es schließlich überschwappt.)

LINDA (lacht): Nächstes Mal vielleicht.

KEVIN: Klar.

Aber in der Chemie wie im Leben liegt eins auf der Hand: Einige Verbindungen schäumen förmlich über, andere nicht.

INT. TAG. SCHULKORRIDOR
(Kevin und Paul kommen durch eine Tür in einen der Gänge.)

Generell gilt folgender Lehrsatz:

PAUL: Laß dich nie mit Frauen ein, Kev!

KEVIN: Was ist passiert? Macht Carla Probleme?

PAUL: Sie will gerne, daß wir Minigolf spielen.

KEVIN: Und?

PAUL: Also laß ich mich überreden und wir gehen Minigolf spielen. Die Frau macht einen ganz fertig. Sie hat mich förmlich an der Leine.

KEVIN: Aha.

Pauls Jammerarien waren mit Vorsicht zu genießen. Dieser Kerl war nur wirklich glücklich, wenn er unter dem Pantoffel stand.

(Paul und Kevin sind bei ihren Schließfächern angelangt.)

PAUL (abfällig): Weiber!

KEVIN: Paul, wenn es so furchtbar ist, würd ich mit ihr Schluß machen.

PAUL: Ja, das sollte ich. Ich sollte es wirklich tun. Aber mit wem soll ich dann Freitag zum Ball gehen? Da kann ich ja wohl schlecht alleine hin. Niemand taucht da allein auf.

Naja, sagen wir, fast niemand.

PAUL: Und - wen nimmst du mit?

KEVIN: Oh, ich...ich bin noch nicht sicher.

PAUL: Ah, verstehe. Du bist noch dabei, dich umzusehen, feilst an deinen Schachzügen.

KEVIN: Ja, sozusagen.

In Wirklichkeit hatte ich mich damit abgefunden, den ganzen Abend Craig Hobson dabei zuzusehen, wie er tote Fliegen in die Bowlenschüssel warf.

PAUL: Ist schon klar. Frag doch sie!

(Paul zeigt auf Susan Fisher, die auf der anderen Seite des Korridors an ihrem Schließfach steht und sich mit einem anderen Mädchen unterhält.)

KEVIN: Susan Fisher?! Hast du'n Knall?

PAUL: Wieso nicht? Sie ist immernoch frei.

KEVIN: Paul, zufällig klebt sie wie Kaugummi an Donald Wallach.

PAUL: Mann, du bist überhaupt nicht auf dem Laufenden. Donald und Susan haben Schluß gemacht. Carla hat es gestern beim Essen von Melissa Bemil gehört. Ran da! Geh hin!

KEVIN: Nein, das geht nicht.

PAUL: Nun mach! Das ist deine Chance. Du lebst nur einmal.

Das war überwältigend logisch, vorausgesetzt natürlich, daß Paul, Carla und Melissa Bemil recht hatten.

INT. TAG. CAFETERIA
(Kevin geht mit einem Tablett durch die Cafeteria und sieht sich nach Susan, um. Schließlich erblickt er sie und geht auf sie zu.)

Es gab nur einen sicheren Weg, das herauszufinden. Ich würde meinen ganzen Mut zusammennehmen, direkt zu ihr hingehen und...(setzt sich auf den Platz hinter ihr)...sie belauschen.

(Das Mädchen neben ihm wirft ihm einen seltsamen Blick zu, als er sich plötzlich schnell neben sie setzt, damit Susan ihn nicht erblickt, und geht schließlich. Kevin lehnt sich mit seinem Stuhl weit zurück und beginnt, Susan zu belauschen.)

SUSAN (zu einem anderen Mädchen): Ich sage dir, Donald ist manchmal ein unheimlicher Angeber. Das hab ich ihm auch gesagt.

Gut - Gerücht bestätigt. Nun mußte ich sie nur noch auf den alten Nicht-Angeber Kevin Arnold aufmerksam machen.

SUSAN: Naja, ich geh dann jetzt los, Leute. Wir sehen uns nachher.

(Ihre Freundinnen verabschieden sie und Susan geht, während Kevin immernoch mit dem Stuhl weit zurückgelehnt ist. Als sie weg ist, läßt er den Tisch los - und fällt samt Stuhl nach hinten um. Er bleibt auf dem Boden liegen, während Susan's Freundinnen lachen und applaudieren.)

Oder ich würde hier bis Schulschluß liegen bleiben und dann den Hausmeister bitten, mich hinauszulassen.

(Plötzlich taucht auch noch Linda's Gesicht über ihm auf.)

LINDA: Im Prinzip eine gute Kür, bis auf den leicht gekrümmten Rücken beim Abgang. Ich geb dir 'ne 9.

KEVIN (liegend): Der Stuhl ist gebrochen, okay?

LINDA: Wollen wir's dir ruhig glauben. Ich bin sicher, sie hat dich trotzdem nicht gesehen.

KEVIN (steht auf): Wer?

LINDA: Susan Fisher!

KEVIN: Wie kommst du denn darauf, daß ich daran interessiert bin?

LINDA: Ach, ich weiß auch nicht. War nur so geraten. Junge, Junge. Was Frauen betrifft, da weißt du wohl rein gar nichts, oder?

KEVIN: Was willst du damit sagen?

LINDA: Ich meine, deine Technik ist reichlich daneben, aber das kriegen wir schon hin. Einige kleine Tips bringen das wieder ins Lot.

KEVIN (belustigt und beleidigt): Hä? Bitte? Ist das ein Scherz? Wozu soll ich Tips brauchen?

LINDA (ironisch): Entschuldige. Du hast recht. Wie komme ich eigentlich darauf? Bis dann, Mr. Frauenheld.

Was sagt man dazu? (abfällig) Ratschläge! Lachhaft!

INT. TAG. CHEMIERAUM
(Eine weitere Chemiestunde. Wieder steht Kevin neben Linda und beobachtet pausenlos Susan.)

KEVIN (zu Linda): Also, was rätst du mir?

LINDA: Du willst mit Susan Fisher zum Ball gehen, oder?

KEVIN: Naja, ich...

LINDA: Komm schon, Leugnen ist zwecklos. Frauen spüren so etwas. Du möchtest sie gern fragen, aber du weißt nicht, was du sagen sollst.

KEVIN: Nun ja...

LINDA: Du hast Angst davor, von ihr ausgelacht zu werden. Hab ich recht?

KEVIN: So ähnlich.

So ähnlich? Dieses Mädchen las meine Gedanken wie ein Telefonbuch.

KEVIN: Also, wie soll ich's anfangen?

LINDA: Laß mich nachdenken...Wie wär's mit sowas wie: "Hallo Susan. Was hältst du davon, wenn wir beide zusammen zum Ball gehen?"

KEVIN: Und das geht?

LINDA: Sowas kommt an. Sei einfach ganz locker. Du darfst nicht nervös wirken. Sei du selbst.

KEVIN: Denkst du, sie sagt ja?

LINDA: Kommt ganz drauf an, ob sie Lust hat, mit dir da hinzugehen oder nicht.

KEVIN: Ich mein es ernst.

LINDA: Wieso denn nicht? Du bist doch 'n süßer Kerl. Aber bild dir nichts drauf ein! Es gibt nur einen Weg, es rauszukriegen: Du must einfach hingehen und sie fragen.

Das hörte sich ganz leicht an. Einfach hingehen und sie fragen.

INT. TAG. SCHULKORRIDOR
(Kevin steht hinter einer Ecke und beobachtet Susan, die, diesmal allein, an ihrem Schließfach steht, als Paul an ihn herantritt und beginnt, pausenlos auf ihn einzureden. Kevin hört nur mit einem Ohr zu.)

Sobald ich den Mut dazu hatte.

PAUL: Carla ist wütend auf mich.

KEVIN: Ach, schon wieder?

PAUL: Ich hab unser dreimonatiges Jubiläum vergessen. Sie wollte Rosen.

KEVIN: Tut mir leid, Paul, aber ich...

PAUL: Du weißt, daß ich von Rosen Ausschlag kriege! Ich hab die Nase voll. Ich überlege ernsthaft, ob ich wieder Junggeselle werde. Sieh dich doch mal an! Dein Leben kontrolliert keine Frau.

(Susan schließt ihr Schließfach ab und schickt sich an, in Richtung der Treppe zu gehen.)

KEVIN: Paul, wir reden später, ja?

PAUL: Mmh, der Tag kommt, an dem ich keine Lust habe, mit ihr Minigolf zu spielen...

KEVIN: Wir sehen uns nachher.

Ich konnte mich jetzt nicht mit Paul beschäftigen. Ich hatte ein Rendezvous mit dem Schicksal.

(Kevin läßt Paul stehen und rennt Susan hinterher. Auf der Treppe erreicht er sie.)

KEVIN: Susan, hi!

SUSAN: Hi...

Kevin...Ke-vin...

SUSAN: ...Kevin.

(Der erzähler atmet erleichtert auf.)

KEVIN: Wie geht's dir?

SUSAN: Mir geht's ganz gut, danke. Und dir?

Sehr gut! Blende sie mit deiner Schlagfertigkeit!

KEVIN: Also...War Cantwell heute nicht wieder Klasse?

SUSAN: Ja, und wie. Er ist echt irre.

KEVIN: Ja!

Gut, gut. Linda sagte, ich solle ich selbst sein. Also, eine kleine Kunstpause für den richtigen Effekt und dann...

KEVIN: Nun ja, was hältst du davon, wenn wir zwei zusammen...

(Wie aus dem Nichts taucht Donald hinter Susan auf und zieht sie ein Stück von Kevin weg.)

DONALD: Susan, ich muß mit dir reden.

SUSAN (verärgert): Donald, ich spreche gerade mit Kevin.

Unglaublich! Ich hatte eine einmalige Gelegenheit versiebt. Und wessen Schuld war das?

EXT. TAG. HAUPTEINGANG
(Kevin und Linda kommen zusammen (und mit vielen anderen Kindern) aus dem Haupteingang der Robert F. Kennedy Junior Highschool.)

LINDA (ungläubig): Meine!?

KEVIN: War ein Fehler, sie überhaupt zu fragen.

LINDA: Ich hab das Gefühl, das hast du auch gar nicht. Ich hab das Gefühl, du hattest Schiß.

KEVIN: Ich hatte keinen Schiß, okay? Ich denke nur, daß sie wieder mit Donald zusammen ist, das ist alles.

LINDA: Oh.

KEVIN: Ist auch nicht so wichtig. Ich werd nämlich nicht zum Ball gehen.

(Kevin und Linda sind an den Haltestellen der Schulbusse angekommen.)

LINDA: Hey, willst du mal 'ne echt blöde Idee hören?

KEVIN: Was?

LINDA: Ach nein, vergiß es. Die ist wirklich zu blöd.

KEVIN: Komm schon, was?

LINDA: Naja, ich hab nachgedacht. Du hast gesagt, du willst nicht hingehen, und ich wollte auch nicht hingehen. Wie wär's, wenn wir zusammen gehen?

KEVIN (skeptisch): Zusammen?

LINDA: Ja, als Freunde.

KEVIN: Als Freunde?

LINDA: Wieso nicht? Das wird bestimmt witzig.

Das war ein Argument. Den ganzen Freitag abend mit Wayne und Delores vor dem Fernseher zu sitzen war nicht gerade prickelnd.

KEVIN: Gut, einverstanden.

LINDA: Klasse! (steigt in den Bus ein)

Klar, warum sollten zwei Freunde nicht zusammen zum Ball gehen ? Wenn man bedenkt, daß ich mich beinah zum Narren gemacht hätte, indem ich eine gewisse...

SUSAN (ruft): Kevin! (kommt näher) Warum bist du denn so schnell verschwunden?

KEVIN: Ich, äh...

SUSAN: Ich hatte das Gefühl, daß du gerade was fragen wolltest.

KEVIN: Ach wirklich?

SUSAN: Über den Chemieunterricht, kann das sein?

KEVIN: Oh ja, äh, tja...

Gut, ganz ruhig bleiben...Sag etwas geniales!

KEVIN: Wie ist das Atomgewicht von Barium?

(zufrieden) Aha.

SUSAN: Das weiß ich nun echt nicht. Keine Ahnung.

KEVIN: Oh, dann schlag ich's im, im Buch nach.

SUSAN: Ich wollte Freitag zum Ball. Gehst du da zufällig auch hin?

KEVIN: Ja, ich meine, ich denke schon.

SUSAN: Ja, das wäre schön.

(überrascht) Hä?

SUSAN: Wenn du magst, kannst du mir einen Tanz freihalten, okay?

(Susan geht, aber Kevin sieht ihr noch eine Weile nach und kann sein Glück kaum fassen.)

(überglücklich) Sollte das ein Witz sein? Ihr einen Tanz freihalten? Ich würde ihr jeden Tango freihalten, jeden Twist, jede Polka, jeden Schritt auf dem Parkett. Und plötzlich war mein Leben perfekt. Das war Glückseligkeit, nein, mehr als Glückseligkeit - das waren Susan Fisher und ich. (sieht Linda, die aus dem Fenster schaut ihm zulächelt; ernüchtert) Und natürlich Linda.

(Die beiden Busse fahren ab.)

INT. TAG. SPORTHALLE
(Kevin steht vor Paul, der gerade an einer Stange hängt und Klimmzüge übt.)

PAUL: Diese Belastung halt ich nicht länger aus. Das schafft mich.

KEVIN: Gib doch jetzt nicht auf. Nur noch zwei!

PAUL: Nein, ich spreche von der Sache mit Carla.

KEVIN: Hast du ihr nun Rosen geschenkt?

PAUL: Die haben mich $8.76 gekostet! Ganz zu schweigen von dem Ausschlag an meinen Armen. Ein Glück nur, daß sie nicht auf Nelken steht. Davon krieg ich Exzeme - aber wie! Es wird zu kompliziert, Kev. Vielleicht mach ich Schluß mit ihr.

KEVIN: Paul!

PAUL: Vielleicht geh ich einfach mit dir zum Ball.

KEVIN: Ich, ähm, ich kann nicht.

PAUL: Gehst du mit Susan Fisher?

KEVIN: Nicht direkt...aber ich soll für sie einen Tanz freihalten.

PAUL: Oh Klasse!

KEVIN: Nur dumm, daß ich mit Linda Sloan hingehe.

PAUL: Du Hund!

KEVIN: Hä?

PAUL: Die Bräute liegen dir reihenweise zu Füßen. Was für ein Leben!

KEVIN: Paul, so toll ist es auch wieder nicht.

PAUL (ironisch): Ja, klar!

KEVIN: Paul, ehrlich! Was mach ich nur? Ich kann doch nicht mit zwei Mädchen hingehen!

PAUL: Das leuchtet mir ein. (Eine Trillerpfeiffe ertönt und Paul springt auf die Matte zurück.) In solchen Fällen gibt's nur eine Lösung: Du wirst eine abschieben müssen. Das ist der einzige stilvolle Ausweg.

INT. TAG. CHEMIERAUM
(Kevin und Linda arbeiten wieder zusammen.)

Stilvoll? Schön, aber ich konnte Linda nicht einfach abschieben. Mir schwebte da eine ritterlichere Vorgehensweise vor: Ich würde mich aus dieser Lage rausschlängeln.

LINDA: Wann wirst du mich denn nun morgen abholen?

KEVIN: Äh, Linda, sagten wir, daß wir auf alle Fälle zusammen hingehen?

LINDA: Ich dachte schon. Wieso?

KEVIN: Ach nichts, es ist nur...

LINDA: Probier nicht, dich aus der Lage rauszuschlängeln! Ich hab nämlich schon Steve Padway abgesagt.

KEVIN: Steve Padway hat dich zum Ball eingeladen?

LINDA: Nachdem wir uns entschlossen hatten, zu gehen. Ich hätte nicht im Traum daran gedacht, dich zu enttäuschen. Wenn du willst, trag ich ein Schild mit der Aufschrift: "Kevin Arnold ist nur ein Freund, weiter nichts." Okay?

KEVIN: Ich komm um halb acht zu dir.

LINDA: Oh, klasse!

EXT. ABEND. LINDAS HAUS
(Kevin kommt bei Lindas Haus an.)

Na gut, als Schlange hatte ich versagt. Linda hatte recht: Freunde durfte man nicht enttäuschen.

(Kevin klingelt.)

Außerdem mußte ich mir nicht den Kopf darüber zerbrechen, wo ich zu ihrem Kleid passende Blumen herbekam. Es war in etwa so, als würde ich mit Paul zum Ball gehen.

(Linda öffnet die Tür.)

LINDA: Hi!

(überrascht, erstaunt) Nur...ganz anders.

(Linda trägt ein hübsches, schwarzes Ballkleid, während Kevin in seiner grünen Jets-Jacke vollkommen unpassend gekleidet ist.)

KEVIN: Hi! (ihm stockt der Atem)

LINDA (fröhlich, locker): Kommst du noch 'nen kleinen Moment mit rein?

KEVIN: Natürlich.

(Kevin und Linda gehen ins Haus. Die Tür schließt sich.)

INT. ABEND. LINDAS HAUS
(Kevin sieht sich um und entdeckt ein eingerahmtes Photo, das er hochnimmt und näher betrachtet.)

KEVIN (überrascht): Du segelst?

LINDA: Ja, meine Familie macht das jeden Sommer. Ich war sogar schon bei 'ner Regatta.

KEVIN: Das hast du mir nie erzählt!

LINDA: Hier, ich hab was für dich. Es gab nur das oder eine von diesen Plastikeidechsen.

(Sie steckt Kevin eine kleine Blume ans Hemd.)

Das Erstaunliche ist: Selbst mit dem hübschen Kleid und der ganzen Schminke, und obwohl sie mir eine Blume ans Hemd steckte, und obwohl ihr Haar duftete wie frisch gemähtes Heu in einem tropischen Garten am ersten Frühlingstag...

LINDA: Fertig.

...war sie immernoch dieselbe alte Linda. Mein Kumpel. Ein netter Kerl.

INT. ABEND. SPORTHALLE
(Wie immer bei solchen Anlässen wurde die Sporthalle umgestaltet. Tische mit Bowle und Getränken, Bänke an den Seiten und eine Tanzfläche wurden eingerichtet. Die neueste Musik (dieser Zeit) dröhnt aus den Lautsprechern und viele Paare tanzen bereits. Kevin und Linda erscheinen im Eingang.)

KEVIN (erstaunt): 7-Meter-Wellen?

LINDA: Und das Boot hat geschaukelt wie verrückt. Wenn wir nicht die **** gehabt hätten, wären wir totsicher gekentert.

KEVIN: Es muß einfach toll sein, so auf hoher See. Irgendwann fahr ich mit dem Schiff rund um die Welt.

LINDA: In 'nem Segelboot?

KEVIN: Ja, ich denke schon. Nur mein Vater und ich.

LINDA: Habt ihr schon die Route festgelegt?

KEVIN: Naja, so genau haben wir noch nicht darüber geredet.

In Wirklichkeit hatte ich das in meinem ganzen Leben noch niemandem gesagt.

LINDA: Ich hab einen unheimlich tollen Atlas. Wenn du möchtest, kann ich ihn dir mal borgen.

KEVIN: Klar!

Gut, ich gebe zu, ich amüsierte mich. Zumindest mehr, als ich erwartet hatte.

(Sie nähern sich dem Büffet, wo sich Paul bereits Bowle einschenkt.)

PAUL: Hey Leute, wo wart ihr?

KEVIN: Paul, wo ist Carla?

PAUL: Schluß. Erledigt. Ich hab Schluß gemacht. Ich bin ein freier Mann.

KEVIN (entsetzt): Was?

LINDA: Ihr seid so'n tolles Pärchen gewesen.

PAUL: Hey, es gibt noch genug andere. Das wird einfach super. Die Bräute, die Musik...Ich zieh jetzt los, mir meine Hörner abstoßen.

(Paul verschwindet in der Menge.)

LINDA: Was? Seine Hörner?

KEVIN: Naja, das sagt man nur so.

LINDA: Er macht sich damit was vor. Er wird sie furchtbar vermissen, da bin ich sicher.

(Steve Padway ist hinter Linda und Kevin aufgetaucht.)

STEVE: Linda?

LINDA: Hallo Steve!

KEVIN: Padway, was willst du?

STEVE (zu Linda): Äh, wie wär's, tanzen wir beide? (zu Kevin) Wenn's dir nichts ausmacht, Kevin.

(Kevin blickt Linda und Steve abwechselnd lange an, während im Hintergrund "Crimson and Clover" von Tommy Jones und den Shondells beginnt.)

Natürlich hätte ich nein sagen können, theoretisch zumindest, aber...

KEVIN (zu Steve): Hey, frag mich nicht um Erlaubnis!

LINDA: Liebend gern, Steve.

STEVE: Toll!

LINDA (leise zu Kevin; enttäuscht, traurig): Vielen, vielen Dank!

KEVIN: Der ist total scharf auf dich! Das steht fest.

LINDA: Klasse, wirklich. Was soll ich jetzt bitte schön tun?

KEVIN: Sei einfach du selbst. Sowas kommt an.

(Linda lacht leise und verschwindet dann mit Steve auf der Tanzfläche.)

Es war komisch. Als ich Linda so mit Steve Padway tanzen sah, war ich beinah...naja, ich meine, sie war witzig, pfiffig und angenehm und sie...

(Susan ist von hinten an Kevin herangetreten.)

SUSAN: Kevin? Hi!

(Der erzähler bringt kein verständliches Wort über die Lippen, nur eine Art Bibbern.)

SUSAN: Bereit für unseren Tanz?

(Kevin und Susan begeben sich auf die Tanzfl„che.)

War Red Butler bereit für Scarlett O'Hara? War Marcus Antonius bereit für Cleopatra? Als wir auf die Tanzfläche traten, war ich bereit, meinen Platz in den Reihen der größten Liebespaare der Welt einzunehmen. (sie beginnen, Arm in Arm langsam zu tanzen) Ich mußte Susan nicht mehr aus der Ferne bewundern - sie war hier, in meinen Armen. Die perfekte Frau, das perfekte Lied. Der perfekte Augenblick.

(Schnitt. "Crimson and Clover" ist vorbei und Kevin und Susan stehen am Büffet. Kevin füllt zwei Pappbecher mit Bowle und reicht einen davon Susan.)

KEVIN: Cheers!

SUSAN: Cheers!

Auf uns beide! Ich wollte diesen Moment ewig genießen. Kevin Arnold mit Susan Fisher. Kevin Arnold mit dem Mädchen seiner Träume. Kevin Arnold mit...absolut keinem Gesprächsthema.

(Susan sieht sich um, während Kevin nur schweigend neben ihr steht.)

SUSAN: Würdest du das (ihren Becher) einen Augenblick halten? Ich komme gleich wieder.

KEVIN: Keine Panik!

(Susan geht - und Kevin wiederholt stumm immer und immer weider seinen letzten Satz.)

LINDA: Wohin hast du dich denn verdrückt?

KEVIN (unangenehm überrascht): Linda! Hallo! Wie war der Tanz mit Steve?

LINDA: Sagen wir, okay. (zeigt auf den zweiten Becher in Kevins Hand) Für mich?

KEVIN (zu hastig): Nein, von Susan.

LINDA (enttäuscht): Oh.

Vielleicht hatte ich nicht gerade den richtigen Ton getroffen.

KEVIN: Sie, äh, sie kommt gleich wieder. Ich meine, sie hat schon daraus getrunken. Aber es ist noch mehr da.

In diesem Augenblick hätte ich mich am liebsten in der Bowlenschüssel verkrochen und bis über den Kopf mit Eiswürfeln zugeschüttet. Aber ich wußte, das ging nicht.

LINDA: So toll ist sie auch wieder nicht.

KEVIN: Linda, ich...

(Im Hintergrund beginnt leise "Unchained Melody" von The Righteous Brothers.)

LINDA: Laß mich. Ich versteh das schon. Du, ähm, hast bestimmt nichts dagegen, wenn ich Steve Padway suche.

KEVIN: Nein, hab ich nicht.

LINDA: Wir sehen uns dann in der Klasse. (geht)

Das war das erste Herz, das ich je gebrochen habe. Und irgendwie tat mein eigenes Herz auch weh. Es schien mir nicht fair zu sein. Ich mochte Linda wirklich gern, aber ich empfand einfach nicht dasselbe für sie wie...

(Kevin sieht Susan und Donald Arm in Arm tanzen.)

Susan Fisher für Donald Wallach empfand. Vielleicht hatte sie nur mit mir gespielt, vielleicht hatte sie mich auch benutzt, um wieder mit Donald zusammenzukommen.

(Er erblickt Paul, der einsam und niedergeschlagen auf einer Bank am Rande der Tanzfläche sitzt.)

Auf jeden Fall war eins klar: Paul war nicht der einzige, der sich etwas vorgemacht hatte.

LAUTSPRECHER (kurzes Feedback, danach Carlas Stimme): Dieser Tanz ist für Paul. Von Carla.

(Paul springt von der Bank, auf der er betrübt gesessen hatte, auf und sieht sich nach Carla um.)

Unser ganzes junges Leben lang suchten wir nach jemandem, den wir lieben könnten, der unser Leben vollkommen machen würde.

(Kevin blickt wieder zu Susan und Donald.)

Wir wählten Partner aus, wechselten sie.

(Er entdeckt Linda, die mit Steve tanzt.) Wir tanzten zu einem Lied über gebrochene Herzen und Hoffnung und fragten uns die ganze Zeit, ob nicht irgendwo der vollkommene Mensch für uns ist und vielleicht nach uns sucht.

(Die Kamera schwenkt nach oben und zeigt Winnie und Kevin, die auf der Tanzfläche nach einander zu suchen scheinen, sich aber nicht finden.)

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08/19/01 21:35