Episode 6 - "Die Frauen sind mein Verhängnis"

Transcript: Daniel Görlich



OPENING TITLES

INT. TAG. KLASSENRAUM
(Die Klingel läutet. Kevin und alle anderen Schüler sitzen an ihren Tischen und interessieren sich nicht im geringsten für die Durchsage, die über die Lautsprecher zu hören ist.)

17. Oktober 1968.

(Kevin und Lisa kommentieren die Durchsage mit Fratzen und Handzeichen.)

LAUTSPRECHER: Test. Test 1, 2, 3...

Ich hatte die übliche Klassenzimmer-Sitzhaltung eingenommen - mit Stielaugen in Richtung Lisa Berlini. Aber heute lagen die Dinge zwischen mir und ihr anders.

LAUTSPRECHER: Achtung! Die neue Kleiderordnung der Robert F. Kennedy Junior Highschool hängt vor meinem Büro aus. Obwohl hier eigentlich alle lesen können, möchte ich auf einige...

Wir hatten uns nämlich am Vorabend sentationelle vier Minuten ganz allein am Telefon unterhalten. Im Gesellschaftsleben der siebten Klasse ging unsere Beziehung auf die Überholspur. Alles was ich tun mußte war, am Ball zu bleiben.

LAUTSPRECHER: Paragraph 2, Absatz 1 - Die Minirockklausel: (räuspert sich) Das Tragen jeglicher Röcke, die höher als eine handbreit über dem Knie enden, wird sofortige Disziplinarmaßnahmen nach sich ziehen.

(Kevin macht ein ***geräusch. Die Klasse lacht.)

LAUTSPRECHER: Paragraph 2, Absatz 2...

MRS. RITVO: Haben Sie irgendwelche Probleme, Mr. Arnold?

LAUTSPRECHER: ...Stöckelschuhe, Plateauschuhe und „hnliches...

KEVIN: Äh, nein Ma'am.

LAUTSPRECHER: Paragraph 2, Absatz 3...

Ja, es sah für mich alles ziemlich gut aus. Ich mußte jetzt nur meinen nächsten Zug planen.

LAUTSPRECHER: ...abend findet der erste Herbstschulball statt. Also für Musik...

(ein Raunen geht durch die Klasse)

LAUTSPRECHER: ...Spaß und Romanzen kommt alle her und amüsiert euch sehr. Das wär's.

INT. TAG. SCHULKORRIDOR
(Kevin geht zu seinem Schließfach. Paul ist bei ihm.)

PAUL: Du fragst doch sicher Lisa Berlini, oder?

KEVIN: Ich weiß noch nicht. Vielleicht.

PAUL: Ach, mit wem geh ich denn dann nur da hin?

KEVIN: Ich weiß auch nicht...Hey, frag doch Carla Healy.

(Paul beginnt zu niesen und zu schniefen.)

PAUL: Ist nicht drin...Ist nicht drin.

KEVIN (neckt Paul): Wieso nicht? Sie soll irre auf dich stehen.

PAUL: Hör jetzt sofort auf, über sie zu reden!

Die Wörter "Carla" und "Healy" hatten auf Paul dieselbe Wirkung wie Meeresfrüchte und Graspollen: starkes Anschwellen der Schleimhäute.

(Winnie kommt dazu und sieht zu Paul.)

WINNIE: Was ist denn mit ihm?

KEVIN: Das böse Wort mit "C".

WINNIE: Carla Healy?

(Paul niest.)

WINNIE (zu Paul): Was denn, fragst du sie, ob sie mit dir zum Ball geht?

PAUL: Auf keinen Fall. Nicht doch ich.

WINNIE (zu Kevin): Du meinst, du fragst Carla Healy?

PAUL: Nein! Er fragt Lisa Berlini.

(Kevin sieht Paul finster an.)

WINNIE (enttäuscht): Lisa Berlini, ja?

KEVIN: Ja. Das heißt, ich weiß noch nicht. Vielleicht auch nicht.

WINNIE: Mach das ruhig. Sie ist nett.

KEVIN: Sie ist ganz in Ordnung.

WINNIE: Naja, ich seh euch dann nachher.

(Winnie geht. Kevin schlägt sein Schließfach zu.)

PAUL: Was ist denn?

INT. TAG. KLASSENRAUM
(Gemeinschaftskundeunterricht. Kevin sitzt in der letzten Reihe neben Lisa. The room is abgedunkelt, weil Mr. Katz eine Diashow über gestrandete Wale vorführt.)

MR. KATZ: Diese Wale sind nicht mehr zu retten, Leute. Nun frage ich euch, warum?

Ich kam mir irgendwie blöd vor, mit Winnie über Lisa zu sprechen, aber bei Gemeinschaftskunde war das schon alles wieder wie weggeblasen. Es war dunkel in der Klasse für einen Diavortrag über Umweltverschmutzung...und ich saß in Reichweite des schönsten Haarschopfes in der ganzen siebten Klasse.

MR. KATZ: Darin heißt es: Sag mir, wo die Blumen sind? Wo sind sie geblieben? Ja wo?

(Anmerkung: Der Originaltext ("Where have all the flowers gone? How many roads must a man walk down ?") bezieht sich auf zwei Songs von Bob Dylan. Die deutsche Übersetzung bezieht sich nur auf einen dieser Songs, dessen deutsche Version von Marlene Dietrich gesungen wurde.)

Die Zeit war reif für die intimste Art der Kommunikation für einen jungen Mann von zwölf: Zettelchen schreiben während des Unterrichts.

(Kevin schreibt etwas in sein Notizblock, reißt das Blatt heraus und reicht es Lisa.)

MR. KATZ: Die Menschheit hat nichts dazugelernt. Wir zerstören uns unser eigenes Paradies.

KEVIN (Notiz): Pretty interesting stuff huh? (Unheimlich interessant, was?)

(Lisa schreibt ebenfalls etwas und reicht das Blatt zu Kevin.)

LISA: Tell me about it. (Wem sagst du das?)

(Sie schreiben sich weiterhin Zettelchen...)

KEVIN: At least we won't have any homework. (Wenigstens kriegen wir keine Hausaufgaben auf.)

Auf einem Zettel kann man alles sagen, was man will. Die Sätze, die ich im Neonlicht nie gewagt hätte, klangen bei geschlossenen Jalousien wie Poesie.

LISA: I hope you're right. (Hoffentlich hast du recht.)

KEVIN (notiz): Are you going to the dance on Friday? (Gehst du am Freitag zum Schulball?)

(Lisa lächelt.)

LISA: Maybe...(Vielleicht.)

Es war ganz klar. Sie war scharf auf mich.

(Kevin spitzt seinen Bleistift an.)

Es war Zeit für einen Frontalangriff.

KEVIN: Want to go to the dance with me? (Möchtest du mit mir auf den Ball gehen?)

MR. KATZ: ...wir treiben alles voran und voran. Ja, und letztendlich endet es immer damit, daß wir dann einen Schritt zuweit gehen.

Ach du Schande. Er hatte recht. Was bildete ich mir eigentlich ein? Ein lumpiger Anruf, ein paar Zettel - und da will ich mit ihr zum Ball gehen? Das ging doch alles viel zu schnell. Ich wollte diesen Zettel zurückhaben.

LISA: OKAY.

(Kevin lächelt.)

Andererseits - warum aufhören, wenn man auf der Gewinnerstraße ist?

MR. KATZ: Licht an, bitte.

(Die Klingel läutet. Die Klasse verläßt den Raum.)

Es war alles einfach. Im Handumdrehen hatte ich ein völlig neues und aufregendes Kapitel in meinem Leben als Frauenheld aufgeschlagen. Lisa Berlini gehörte mir...zu lieben und zu ehren in guten wie in schlechten Zeiten, bis daß der Tod uns scheidet.

(Kevin sieht Lisa vor der Tür des Klassenraumes. Sie wurde von Brad angesprochen.)

BRAD: Hallo Lisa. Gehen wir in Kürze zusammen auf den Ball?

LISA: Okay.

BRAD: Toll. Also bis dann.

Ich hatte es schriftlich. Konnte man dagegen nicht gerichtlich vorgehen?

KEVIN: Ähm, Lisa?

(Lisa dreht sich um.)

LISA: Oh, Kevin.

KEVIN: Ja, ähm, hast du gerade gesagt, du gehst Freitag mit Brad?

Diesen Blick hatte ich schon mal gesehen - 1964, als meine Mutter unseren Cockerspaniel hatte einschläfern lassen.

LISA: Naja...ja.

KEVIN: Aber...du hast doch gesagt, du gehst mit mir!

LISA: Da hatte mich ja Brad doch noch nicht gefragt.

KEVIN: Und?

LISA: Und...ich...konnte ja nicht wissen, daß er mich noch fragt, als ich zu dir ja gesagt hab.

KEVIN: Und?

LISA: Naja...ich meine...du wirst doch deshalb...nicht irgendwie eingeschnappt sein, oder? Weißt du, ich mag dich wirklich, Kevin, als einen...

(Das Bild zeigt gerade Lisa und wird vorübergehen eingefroren.)

Und dann sagte sie es - das Wort, das ich von unheimlich süßen Mädchen wie Lisa Berlini immer und immer wieder hören sollte. Das Wort, das mir innerlich so einen Tritt verpaßte, daß ich Kerle wie Brad Gaines am liebsten mit bloßen Händen erwürgt hätte.

(Das Bild läuft wieder weiter.)

LISA: ...Freund.

Au!

INT. TAG. CAFETERIA
(Kevin und Winnie sitzen sich am Tisch gegenüber. Paul sitzt neben Kevin.)

PAUL: Die Verabredung mit Lisa ist wohl in die Hose gegangen?

Immerhin freute sich Paul über meine Abfuhr. Jetzt mußte er sich wenigstens nicht mehr mit Carla Healy verabreden.

WINNIE (zu Kevin): Willst du deinen Hamburger nicht?

KEVIN: Keinen Hunger.

PAUL: Ich würde ihn auch nicht essen. Habt ihr gesehen, wie sie die machen? Sie schmeißen lauter ekligen Krempel rein.

WINNIE: Also, ich finde er schmeckt.

PAUL: Ja? Als Eddie Obin abgebissen hat, kam ein Käfer unter dem Brötchen vorgeflattert!

WINNIE: Ach quatsch.

PAUL: Hat er gesagt.

WINNIE: Das glaub ich nicht.

PAUL: Ich schon. Es ist erwiesen.

(Kevin schlägt mit der Faust auf dem Tisch.)

Gut, das reichte. Irgendwann ist wirklich mal Schluß.

KEVIN: Schwachsinn! Unter einem Hamburgerbrötchen kann ein Käfer gar nicht atmen. Er wäre vermutlich schon erstickt, bevor Eddie reinbeißen konnte.

WINNIE: Außerdem ist ein Käfer viel zu schnell, um unter ein Brötchen zu geraten. Damit geht's schon mal los.

KEVIN: Na, sagen wir er ist unter das Brötchen geraten, ist aber nicht erstickt. Da wäre er doch weggeflogen, als...

KEVIN und WINNIE (gleichzeitig): ...Eddie den Ketchup draufgetan hat!

Winnie und ich waren uns in solchen Sachen immer einig. Wir mußten wohl unter demselben Stern geboren sein. Oder sowas.

PAUL: Na wenn ihr meint. Ich hol mir ein Eiscremesandwich.

(Paul geht. Winnie schaut auf ein Blatt Papier.)

KEVIN: Ach, äh...ist das die neue Speisekarte?

WINNIE: Ja. Mittwoch gibt es gefüllte Pizza, Karotten und Bananen als Nachtisch.

Vielleicht lag es an diesem Stimmengewirr in der Cafeteria, vielleicht an dem Korb, den mir Lisa gegeben hatte. Aber als mir Winnie so gegenüber saß, verspürte ich einen unbändigen Appetit.

WINNIE: Hawaiitoast, Kroketten und Orangen am Donnerstag.

KEVIN: Ich liebe Hawaiitoast!

WINNIE: Ich mag's auch.

Ihre Botschaft war eindeutig. Hinter der Fassade des Freßfahrplans brannte das unerfüllte Verlangen unserer geheimen Leidenschaft.

WINNIE (völlig hin und weg): Am Freitag gibt's Makkaroni und Käse, ein paar Erdnußbutterkekse und Fruchtcocktail.

KEVIN: Winnie, geh'n wir zwei zusammen zum Ball?

WINNIE: Wir?! (Pause) Ich kann nicht. Ich geh nämlich schon mit Kirk McCray.

INT. TAG. SCHULKORRIDOR
PAUL: Oh nein - Winnie Cooper mit einem aus der achten! Kannst du dir sowas vorstellen?

KEVIN: Ich bin beeindruckt.

PAUL: Ich meine, der Kerl ist richtig...cool.

KEVIN: Erzählt man jedenfalls.

PAUL: Captain vom Footballteam. Die Beliebtheit in Person!

KEVIN: Hör zu, Paul, es gibt mehr im Leben als cool, athletisch und beliebt zu sein.

Mir blieb auch wirklich nichts erspart. Zuerst hatte Lisa Berlini die Wunde aufgerissen und jetzt streute Winnie das Salz rein. Was den Schulball betraf gab es nur eine einzige Lösung.

PAUL: Tja, dann geh'n wir zwei Männer ja wohl am Freitag alleine.

KEVIN: Nein, ich geh nämlich gar nicht.

(Kevin schlägt sein Schließfach zu.)

PAUL: Was?!

EXT. TAG. RFK JUNIOR HIGHSCHOOL
(Kevin und Paul gehen zum Schulbus.)

PAUL: Natürlich gehst du hin!

KEVIN: Nein, tu ich nicht.

PAUL: Du mußt! Ich kann nicht gehen, wenn du nicht gehst.

KEVIN: Klar kannst du. Du kannst alles tun, was du willst. Ich bleibe zu Hause.

PAUL: Kevin, nur Versager bleiben zu Hause.

KEVIN: Na gut, dann bin ich ein Versager. Aber was soll denn der Zirkus? Ist doch ein blöder Ball!

PAUL: Ist doch nicht dein Ernst?! Nur ein Ball?!

INT. TAG. HAUS DER ARNOLDS
(Kevin und Paul betreten Kevins Zimmer und schreien sich immernoch an.)

PAUL: Nur ein Ball?!

KEVIN: Laß mich in Ruhe, Paul!

PAUL: Kevin, du machst einen gewaltigen Fehler.

KEVIN: Nein, mach ich nicht. Und jetzt verzieh dich!

PAUL: Aber ich kann doch du unmöglich allein aufkreuzen!

KEVIN: Na dann laß es bleiben. Frag einfach Carla Healy und geh mir nicht auf den Wecker!

PAUL: Werd ich vielleicht auch machen.

KEVIN: Spitze.

PAUL: Gut.

(Paul knallt die Tür zu und niest.)

INT. TAG. HAUS DER ARNOLDS
(Kevin sitzt am Küchentisch und sieht sich eine Folge von "Bezaubernde Jeannie" an.)

ANTHONY (im TV): Jeannie, ich möchte bitte...

JEANNIE (im TV): Oh Meister. Ich bin ja so unglücklich gewesen. Wie kann ich dir nur etwas Gutes tun?

ANTHONY (im TV): Jeannie, du benimmst dich ja so komisch. Ist irgendwas mit dir?

JEANNIE (im TV): Oh, nein, Meister, ich will nur, daß du glücklich bist.

Was hätte ich für so ein Prachtexemplar von Frau gegeben.

(Norma stellt einen Stapel Teller auf den Tisch.)

NORMA: Wenn ihr heute etwas essen wollt, muß der Tisch gedeckt werden!

KEVIN (mault): Muá das sein?

NORMA: Es wäre schön, wenn du es sofort machst. Nicht in einer Stunde, nicht nach "Bezaubernde Jeannie" - sofort.

(Norma schaltet den Fernseher ab.)

Zuerst Lisa Berlini, dann Winnie Cooper und jetzt mein eigen Fleisch und Blut. Ich bekam langsam das Gefühl, daß Frauen mein Untergang waren.

(Kevin beginnt, den Tisch zu decken.)

NORMA: Kevin?

KEVIN: Mmh?

NORMA: Ist mir dir alles in Ordnung?

KEVIN: Ja.

NORMA: War irgendwas in der Schule?

KEVIN: Nein.

Auf keinen Fall wollte ich ihr mein Innerstes offenbaren. Ich hatte auch meinen Stolz.

NORMA: Bist du ganz sicher?

KEVIN: Ich glaube, Mrs. Cooper ist keine gute Mutter.

NORMA: Bitte, was war das?

KEVIN: Ach naja, sie läßt Winnie diesen Freitag mit so 'nem Blödmann aus der Achten gehen. Der Kerl ist der totale Idiot. Ich finde, sie sollte es nicht erlauben.

NORMA (besorgt): Gibt es irgendetwas, was Mrs. Cooper über ihn wissen sollte? Ist der Junge etwa drogenabhängig?

KEVIN: Nein.

NORMA: Was...was ist denn dann?

KEVIN: Naja, es ist nur...er ist in der achten Klasse und er hält sich für den allercoolsten und ähm...Winnie ist noch sehr jung, Mom.

NORMA: Ich weiß, das ist sie. Hat sie noch jemand anders gefragt?

KEVIN: Woher soll ich das wissen? Ich geh nicht mal da hin.

NORMA: Naja, weißt du...wir haben nicht darüber zu entscheiden, mit wem Winnie tanzen geht.

KEVIN: Ich weiß.

NORMA: Außerdem - wenn man mit jemandem zum Ball geht, tanzt man doch noch lange nicht den ganzen Abend mit ihm.

KEVIN (leise): Ja.

NORMA: Das tolle an so einem Ball ist: Es kann alles passieren.

Mom's Ratschläge folgten immer einer gewissen Logik, aber irgendwie brauchte ich noch diesen zusätzlichen mütterlichen Schups, um in die Gänge zu kommen.

NORMA: Aber wenn du wirklich zu Hause bleibst - wir haben doch Besuch am Freitag -, dann kannst du...Mamis kleiner Gehilfe sein.

INT. TAG. KEVIN'S ZIMMER
(Kevin steht vor dem Spiegel und übt schon einmal für den Ball.)

KEVIN (zu sich selbst): Hallo. Möchtest du gern tanzen?

(Schnitt. Kevin trägt andere Kleidung.)

KEVIN (spielt den coolen Typen): Hallöchen, Kleines. So ein süßes Mädchen und dann so ganz allein? Willst du tanzen?

(Schnitt. Kevin trägt wieder andere Kleidung.)

KEVIN (diesmal etwas ausgeflippter): Hey Babe, los auf die Piste. Ich hab nicht ewig Zeit.

INT. ABEND. WOHNZIMMER
(Kevin und Paul sitzen auf dem Sofa und sehen Karen zu, die ihnen zeigt, wie man tanzt - ihrer Meinung nach.

KAREN (tanzend): Alles schön locker lassen. Spürt euern Körper!

(Schnitt. Norma und Jack, Arm in Arm, tanzen langsam an der Couch vorbei. Nach einigen Sekunden folgt ein weiterer Schnitt und nun präsentiert Wayne seine Vorstellung von Tanzen.)

Das war nichts für uns. Nicht in der Öffentlichkeit...

INT. ABEND. KEVIN'S ZIMMER
(Kevin steht wieder vor dem Spiegel und tanzt wild umher, ungefähr so, wie Wayne es vorgeführt hatte.)

ERZÄHLER (muß die Musik übertönen): ...aber zu Hause!

INT. ABEND. SPORTHALLE
(Die Sporthalle ist zu einem Ballsaal umfunktioniert worden. Die Musik spielt bereits ("Born To Be Wild"), als Kevin und Paul die Halle betreten. Einige Kinder sitzen am Rand auf den Bänken, einige tanzen. Irgendwo steht Mr. Cutlip, zeigt auf einen Jungen und pfeift kurz in seine Trillerpfeife.)

PAUL: Bist du sicher, daß ich ohne Brille besser aussehe?

KEVIN: Du siehst wirklich wie 'n Hammer aus. Wie sehe ich aus?

(Paul starrt ihn an, kann aber ohne seine Brille absolut nichts sehen.)

PAUL: Ich habe nicht die geringste Ahnung...Da ist Winnie!

KEVIN: Wo?

PAUL: Drüben, bei der Punschbowle.

KEVIN: Das ist Mr. Cutlip, Paul.

PAUL: Oh, ja.

(Später, als die Musik ruhiger und langsamer geworden ist ("There's a Kind of Hush").)

Ziel und Zweck eines Schulballs ist es, so beschäftigt wie möglich auszusehen, ohne einen Fuß auf die Tanzfläche zu setzen.

(Kevin wirft einen Plastikbecher in den Mülleimer. Paul jedoch verfehlt ihn und trifft statt dessen Carla.)

KEVIN: Toller Geschmack, Paul. Guck, wen du erwischt hast.

(Paul starrt in Richtung des Mülleimers und entdeckt Carla. Er beginnt sofort zu niesen.)

KEVIN: Geh doch rüber und sag, du willst tanzen.

PAUL: Sieht sie zu uns her?

KEVIN: Nein, sie guckt nicht zu uns her.

PAUL: Okay.

KEVIN: Sie kommt zu uns her.

CARLA: Hallo, Paul.

PAUL: Hallo, Carla.

(Kevin legt ihre Hände in einander.)

KEVIN: Carla, unser Freund Paul hat glaub ich eine kleine Frage an dich.

CARLA: Ja, gern!

(Carla und Paul begeben sich auf die Tanzfläche.)

Dieser Anblick war noch trauriger als alles, was ich je in den Abendnachrichten gesehen hatte.

(Später...Kevin trinkt einen weiteren Becher Punsch, während Paul noch immer mit Carla tanzt.)

Aber dann passierte etwas ganz erstaunliches. Paul fing tatsächlich an, sich zu amüsieren.

(Paul tanzt etwas eigentümlich zu dem Song "Cherish" und winkt Kevin zu.)

Als ich bei meinem dritten Becher Punsch war, hatte er einen Mordsspaß. Mir fiel plötzlich auf, wie tödlich dieser Abend für mich war.

(Kevin setzt sich auf eine der Bänke, die an den Wänden der Sporthalle aufgestellt sind. Die Kamera zeigt die einzelnen Personen, die er beobachtet.)

Und das lag nicht nur an Paul. Lisa Berlini hatte einen Mordsspaß. Mrs. Ritvo hatte einen Mordsspaß. Sogar Rodney der Hausmeister hatte einen Mordsspaß. Ich schmorte in der Hölle.

(Winnie betritt die Sporthalle.)

Dann betrat Winnie Cooper die Turnhalle. Ich hatte sie nie hübscher gesehen als in dem Augenblick, als sie im Eingang stand.

(Kirk kommt nach Winnie hinein.)

Und als Kirk McCray hinter ihr rein kam, war sie sogar wunderschön. Es war ja alles so ungerecht. Ich meine, dieser Typ hatte doch schon alles. Und jetzt hatte er auch noch meine Winnie. Da konnte ich doch nicht einfach tatenlos zusehen.

(Kevin steht auf und geht zu Winnie hinüber.)

Es wurde Zeit, das zu tun, was jeder heißblütige Zwölfjährige an meiner Stelle getan hätte...

KEVIN (zu einem süßen mädchen): Willst du tanzen?

MÄDCHEN (hocherfreut): Klar!

(Kevin zieht sie auf die Tanzfläche und beginnt, mit ihr zu tanzen.)

...nämlich probieren, Winnie so rasend eifersüchtig zu machen wie ich es war. Der springende Punkt war, so auszusehen, als ob ich einen Mordsspaß hätte und so tanzen, wie ich noch nie getanzt hatte.

(Winnie tanzt derweil mit Kirk.)

Offensichtlich spielte Winnie dasselbe Spielchen.

(Ein langsamer Song beginnt. Winnie und Kirk tanzen eng umschlungen weiter.)

KEVIN: Willst du gern weitermachen?

MÄDCHEN: Klar, warum nicht.

(Kevin und das mädchen tanzen ebenfalls engumschlungen.)

Es ergab jetzt alles einen Sinn. Gleich würde der Moment kommen, wo Winnie's Blick über die Tanzfläche hinweg meinen treffen würde und wir beide spüren würden, daß wir ja eigentlich mit einander tanzen sollten.

(Winnie schmiegt sich an Kirk. Kevin bleibt stehen.)

KEVIN (zu dem mädchen): Entschuldige bitte, ich muß...einen kleinen Augenblick vor die Tür.

(Kevin geht und Winnie sieht ihm nach.)

EXT. ABEND. SPORTHALLE
(Kevin sitzt auf den Stufen vor der Sporthalle.)

Als ich so alleine vor der Schule saß, fragte ich mich immer wieder, was wohl gewesen wäre, wenn ich zuerst Winnie gefragt hätte. Hatte ich ihr denn überhaupt nichts bedeutet? Wie konnte sie mich nur so schnell vergessen haben.

(Das Bild wird plötzlich schwarz-weiß, als Winnie wie aus dem Nichts neben Kevin auftaucht. Sie trägt dieselbe Kleidung, die die "Bezaubernde Jeannie" sonst immer trägt.)

WINNIE: Oh Meister, warum bist du so betrübt? Bitte sei nicht böse mit mir, Meister. Glaub mir, ich möchte dich nur glücklich sehen.

KEVIN: Häh?

WINNIE: Ich wollte dich nur eifersüchtig machen, das ist alles.

KEVIN: Ich wußte es! Wie konntest du denn nur mit ihm Blues tanzen? Mit mir hast du den ganzen Abend kein...

(In typischer Jeannie-Manier verschwindet Winnie einfach und läßt Kevin allein auf den Treppe zurück. Das Bild wird wieder farbig.)

Man kann niemandem übelnehmen, wenn er träumt. Im Grunde wußte ich, daß ich die Sache vermasselt hatte. Zuerst hatte ich Winnie vergessen und nun hatte sie mich vergessen. Das war doch nur gerecht.

(Winnie kommt aus der Sporthalle und bleibt hinter Kevin stehen.)

WINNIE: Kevin? Was machst du hier draußen?

KEVIN: Ach nichts. Was machst du hier draußen?

WINNIE: Ich weiß nicht.

(Winnie setzt sich neben Kevin. Lange Pause.)

KEVIN: Magst du den Typ?

WINNIE: Er ist nett.

KEVIN: Winnie? Darf ich dich noch etwas fragen?

INT. ABEND. SPORTHALLE
(Kevin und Winnie tanzen zusammen zu "I've Been Loving You Too Long".)

Und so hatten Winnie und ich doch noch unseren Blues. Aber es würde zwischen uns nicht mehr so sein wie vorher. Wir wurden älter. Und ob wir's nun wollten oder nicht, die Lisa Berlini's und die Kirk McCray's veränderten uns von Tag zu Tag. Alles was wir tun konnten war, die Augen zu schließen und uns zu wünschen, daß dieser Blues nie enden würde.

CLOSING TITLES



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07/16/01 12:25